Mit dem Sony FE 14mm f/1.8 GM versucht Sony eine extreme Brennweite, hohe Lichtstärke und professionelle Abbildungsqualität in einem hochwertig verarbeiteten und trotzdem möglichst kompakten Gehäuse zu vereinen. Klingt in der Theorie nach dem perfekten Objektiv, bietet gleichzeitig in der Praxis aber auch einigen Raum zum Scheitern. Zumindest was das G-Master Objektiv auf dem Papier an Daten mitbringt, klingt soweit gar nicht verkehrt. Um herauszufinden, wie sich das Sony FE 14mm f/1.8 GM in der Praxis schlägt, sollte allerdings schon etwas gründlicher recherchiert werden, denn nicht immer liefern perfekte Daten auch perfekte Fotos.
Wir haben uns die bisher verfügbaren Beispielbilder und Tests zur neuen Festbrennweite für spiegellose Sony Vollformat-Systemkameras mit E-Mount Bajonett daher genau angeschaut und zudem alle relevanten Daten zum Objektiv für euch zusammengetragen. Neben Links zu empfehlenswerten Tests und Reviews erhaltet ihr natürlich auch wieder die momentan verfügbaren Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften in Brennweite und Lichtstärke. Starten wir aber wie gewohnt mit dem offiziellen Präsentationsvideo zur neuen Linse von Sony.
Inhaltsverzeichnis
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Sony FE 14mm f/1.8 GM: Alles unter einem Dach
Wie eingangs erwähnt, haben sich die Entwickler des japanischen Elektronikkonzerns mit ihrer Neuerscheinung viel vorgenommen. Mit 14 mm Brennweite gehört das auf Vollformat gerechnete Sony FE 14mm f/1.8 GM mit zu den weitwinkligsten Profi-Festbrennweiten, welche derzeit für den E-Mount verfügbar sind. An spiegellosen Systemkameras mit Vollformat-Sensor liefert das G-Master Objektiv einen diagonalen Bildwinkel von 114° und eine maximale Lichtstärke von 1:1.8 bei Offenblende. An Kameras mit APS-C-Sensoren verringert sich der Bildwinkel bedingt durch den Crop-Faktor auf ein Sichtfeld von immerhin noch 91° in der Diagonalen.
Als Objektiv der G-Master Serie ist das Sony FE 14mm f/1.8 GM komplett wetterfest. Sämtliche Schalter und Einstellringe sind mit Dichtungen gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt. Die Frontlinse sowie das rückwärtige Glaselement verfügen zudem über eine spezielle Fluorbeschichtung, die vor Wasser, Öl und Verschmutzungen schützen soll. An der Rückseite soll dies vor allem Verunreinigungen beim Einsetzen von Filtern verhindern. Denn das Sony FE 14mm f/1.8 GM verfügt über kein Filtergewinde. Stattdessen bietet das Weitwinkelobjektiv eine Einschubmöglichkeit für Folienfilter im Bajonettanschluss. Eine Schablone zum passgenauen Zuschneiden der Filter ist im Lieferumfang enthalten.
Der Verzicht auf ein Filtergewinde ergibt sich aus der weitwinkel-typischen Bauweise mit einer stark nach außen gewölbten Frontlinse. Recht üblich ist daher auch die fest verbaute tulpenförmige Streulichtblende, welche die Frontline effektiv vor seitlich einfallendem Licht, aber gleichzeitig auch vor physischen Einwirkungen abschirmt. Die Konstruktion ist wie der Großteil des Gehäuses aus robustem Kunststoff gefertigt. Denn das Sony FE 14mm f/1.8 GM soll bei aller Technik und Ausstattung kompakt bleiben. Und tatsächlich wiegt die lichtstarke Festbrennweite lediglich 460 g und misst nur 83 x 99,8 mm. Für ein Objektiv dieser Güte ist das beachtlich handlich.

Technik und Performance des Sony FE 14mm f/1.8 GM
Im Inneren der kompakten G-Master Festbrennweite finden wir einen optischen Aufbau aus vierzehn Linsen in elf Gruppen. Darunter befindet sich eine Super ED-Linse (Extra-low Dispersion), zwei normale ED-Elemente und zwei asphärische XA-Elemente (Extreme Aspherical). Das komplexe Linsensystem soll besonders sagittales Chroma reduzieren, was Astrofotograf*innen freuen wird, weil dadurch die runde Form von Himmelskörpern auch am Bildrand erhalten bleibt. Die minimale Fokusdistanz des Sony FE 14mm f/1.8 GM liegt bei 25 cm ab Sensorebene. Der größtmögliche Abbildungsmaßstab beträgt 1:10.
Bewegt werden die Linsengruppen des innenfokussierenden Sony FE 14mm f/1.8 GM im Autofokus durch zwei XD-Linearmotoren. Wie von modernen Profi-Objektiven gewohnt, arbeiten die Motoren nahezu vibrations- und geräuschlos, womit sich die Festbrennweite auch im AF-Modus prima zum Filmen eignet. Auch manuell lässt sich mit dem Sony FE 14mm f/1.8 GM problemlos fokussieren. Dafür schaltet ihr das Objektiv mit dem AF/MF-Schalter auf Handbetrieb und nutzt den leichtgängigen elektronischen Fokusring, wobei euch Focus Peaking und Fokuslupe als kamerainterne Hilfsmittel zur Verfügung stehen.
Zu guter Letzt verfügt das Sony FE 14mm f/1.8 GM neben einem konfigurierbaren AFL-Button natürlich auch noch über einen Blendenring. Mit diesem lässt sich die zirkulare Blende aus neun Blendenlamellen in gerasterten 1/3-Stufen direkt am Objektiv steuern. Erfreulicherweise lässt die Rasterung des Blendenringes sich mittels eines gut erreichbaren Click On/Off-Schalters auch im laufenden Shooting schnell und unkompliziert deaktivieren. Videograf*innen werden diese Funktion für stufenlose Blendenontrolle sehr zu schätzen wissen.

Bildqualität des Sony FE 14mm f/1.8 GM
Bei der Betrachtung der Bildqualität kann das neue Profi-Weitwinkelobjektiv für E-Mount in den meisten, aber nicht allen Kategorien vollends überzeugen. Einen sehr guten Job macht das Sony FE 14mm f/1.8 GM dank Nano AR II Vergütung bei direktem Sonnenlicht. Die Kontraste bleiben auch bei starker Lichteinstrahlung auf einem hohen Level und es bilden sich kaum Blendenreflexe. Zugleich lassen sich mit dem kompakten G-Master abgeblendet auf die kleinste Blende f/16 stimmungsvolle Sonnensterne erzeugen. Auch Randabdunklung zeigt sich beim Sony FE 14mm f/1.8 GM kaum und verläuft wenn, dann sehr gleichmäßig und unauffällig. Die tonnenförmige Verzeichnung fällt mit lediglich um die 1,5 Prozent ebenfalls sehr moderat aus.
In Anbetracht des G-Master Status und der Lichtstärke erwartbar verfügt das Sony FE 14mm f/1.8 GM bei Offenblende über ein wirklich schönes und sehr gleichmäßiges Bokeh. Gerade bei Aufnahmen im Nahbereich laufen auch detailreiche Motive ohne störende Doppelkonturen in eine wunderbar weiche Unschärfe aus. Etwas Vorsicht ist bei Spitzlichtern geboten. Hier zeigen sich sichtbare, wenn auch nicht allzu hässlich auftretende Zwiebelringe und leicht aufgehellte Konturen in den Unschärfekreisen. Im Vergleich zu anderen Objektiven bleiben diese Abbildungsfehler aber in einem gut erträglichen Rahmen, zumal solche Details auf das Gesamtbild gesehen meist nicht allzu sehr auffallen und Farbsäume im Bokeh beispielsweise gar nicht auftreten.
Etwas problematisch zeigt sich teilweise nur das Schärfeverhalten des Sony FE 14mm f/1.8 GM. In Labortests an der zugegeben extrem hochauflösenden Sony Alpha 1 offenbart das Weitwinkelobjektiv hier teilweise immens hohe Randschärfeverluste von bis zu 70 Prozent. Abblenden führt nur in schleppendem Tempo zu Verbesserung und eine ungefähre Annäherung zwischen Bildmitte und äußerem Rand wird praktisch erst bei Blende f/11 erreicht. Natürlich fällt der Auflösungsverlust bei niedriger auflösenden Kameras weniger ins Gewicht, etwas verwunderlich sind die Resultate in Anbetracht der sonstigen Ausstattung und Qualität des Sony FE 14mm f/1.8 GM dennoch.

Sony FE 14mm f/1.8 GM: Tests und Reviews
Einen ausführlichen Test zum Sony FE 14mm f/1.8 GM in Schriftform findet ihr bei den Kollegen von Digitalkamera.de. Dort wurde das Weitwinkelobjektiv auch bereits unter Laborbedingungen am neuen Profi-Modell Sony Alpha 1 auf Herz und Nieren getestet, was den im vorigen Kapitel angesprochenen Auflösungsverlust zutage förderte. Auch wenn das Sony FE 14mm f/1.8 GM unterm Strich eigentlich sehr gute Werte liefert, kann es die Kolleg*innen angesichts des doch sehr hohen Preises daher nicht vollends überzeugen. Die kompletten Ergebnisse zum Labortest bekommt ihr gegen ein geringes Entgelt im Pdf-Format hier zum Download.
Das Sony FE 14 mm F1.8 GM (SEL-14F18GM) ist zwar ein beeindruckend kompaktes Ultraweitwinkelobjektiv (…), aber das ist vor allem bei der Bildqualität mit großen Kompromissen behaftet, weshalb man sich genau überlegen sollte, ob man wirklich fast 1.600 Euro dafür bezahlen möchte.
Digitalkamera.de
Im Bereich der Video-Reviews empfehlen wir euch heute das Hands on Review von Gerald Undone. In diesem Beitrag wird das Sony FE 14mm f/1.8 GM nicht nur mit Testkarten auf Verzeichnung und ähnliche typische Schwachstellen geprüft, sondern das Review beinhaltet auch einen Direktvergleich mit dem Konkurrenten Sigma 14mm F1,8 DG HSM Art. Hier können wir sehen, dass die neue Festbrennweite von Sony eigentlich in sämtlichen Belangen die Nase vorn hat, was natürlich ein Stück weit an der moderneren Technik liegen mag. Wichtiger ist höchstwahrscheinlich der Umstand, dass das G-Master für den E-Mount konzipiert wurde, während das Sigma im optischen Aufbau kompatibel mit diversen unterschiedlichen Bajonettsystemen sein muss.
Ebenfalls einen guten Einblick in die Leistung des Sony FE 14mm f/1.8 GM gibt das Review auf dem YouTube-Kanal von Gordon Laing. In diesem Praxistest könnt ihr die Autofokus-Performance der Festbrennweite erkennen und auch die Qualifikationen als Objektiv für Videoaufnahmen kommen gut zur Geltung. Egal, ob bei dynamischen Aufnahmen mit der Kamera auf einem Gimbal, aus der freien Hand gefilmt oder für Selfie-Videos, das Sony FE 14mm f/1.8 GM liefert durch die Bank zufriedenstellende Ergebnisse. Insgesamt kann das neue G-Master in diesem Review überzeugen und sich auch hier gegen das Sigma-Konkurrenzmodell mit gleicher Brennweite und Lichtstärke durchsetzen.

Alternativen zum Sony FE 14mm f/1.8 GM
An dieser Stelle präsentierten wir euch wie immer die besten derzeit auf dem Markt erhältlichen Alternativen zum vorgestellten Objektiv. Im Falle des Sony FE 14mm f/1.8 GM ist das Angebot nicht allzu groß, denn entweder haben die in Frage kommenden Modelle eine deutlich längere Brennweite, eine viel geringere Lichtstärke oder im schlimmsten Falle trifft beides zu. Wir beschränken uns daher auf das naheliegendste Konkurrenzmodell.
Sigma 14mm f/1.8 DG HSM Art
Sich bei Sigma nach einer Alternative für das Sony FE 14mm f/1.8 GM umzuschauen liegt auf der Hand, denn der japanische Objektivhersteller hat für fast jedes Bajonettsystem lichtstarke Festbrennweiten im Sortiment. So finden wir für den E-Mount ebenfalls fündig mit dem Sigma 14mm f/1.8 DG HSM Art. Das hochwertige Objektiv aus Sigmas Art-Reihe ist knappe drei Jahre alt, bietet 14 mm Brennweite und eine Lichtstärke von 1:1.8 und kann auch optisch mit einer guten Qualität überzeugen. Natürlich gibt es ein “aber”, denn das Sigma misst 95,4 x 152 mm und kommt auf ein Gewicht von 1220 Gramm. Es wiegt also fast das Dreifache und ist deutlich größer.
Auch bei der Ausstattung müsst ihr mit dem Sigma Abstriche machen. Das Objektiv ist lediglich am Bajonett mit einer Gummilippe gegen Staub und Spritzwasser geschützt, weitere Dichtungen besitzt das Gehäuse nicht. Auch auf einen Blendenring müsst ihr beim Sigma 14mm f/1.8 DG HSM Art leider verzichten. Annähernd gleichwertig sind beide Objektive bei Naheinstellgrenze und Abbildungsmaßstab. Das Sigma 14mm f/1.8 DG HSM Art erreicht mit seinem optischen Aufbau aus 16 Linsen in elf Gruppen laut Hersteller eine minimale Fokusdistanz von 27 cm bei einem größtmöglichen Abbildungsmaßstab von 1:9,8. Die Blende besteht wie beim G-Master aus neun Blendenlamellen.
Abbildungstechnisch liegen die beiden Festbrennweiten nicht so weit auseinander, trotzdem hat das Sigma 14mm f/1.8 DG HSM Art meist das Nachsehen. Das trotz allem hübsche Bokeh zeigt einige Onion Rings und im Randbereich leichte Farbsäume. Auch die tonnenförmige Verzeichnung fällt beim Sigma 14mm f/1.8 DG HSM Art deutlich sichtbarer aus. Wer eventuell günstig an ein gebrauchtes Modell kommt und wem Gewicht und Größe nichts ausmachen, bekommt mit dem Sigma 14mm f/1.8 DG HSM Art ein tolles Objektiv für den E-Mount. Beim Neukauf würden wir allerdings zum fast gleichteuren Sony FE 14mm f/1.8 GM raten.
1549,00 Euro UVP

Fazit: Kompakt und immerhin fast perfekt
Es war eigentlich von vornherein absehbar, dass das Sony FE 14mm f/1.8 GM nicht auf ganzer Linie überzeugen wird. Ein technisch perfektes und gleichzeitig kompaktes Objektiv zu entwerfen, funktioniert in der Regel nicht ohne Kompromissbereitschaft an der einen oder der anderen Stelle. Dass dieser Kompromiss, dürfen wir den bisherigen Laborergebnissen Glauben schenken, ausgerechnet aus teils eklatantem Auflösungsverlust an den Bildrändern besteht, ist bei einer ansonsten tadellos konstruierten G-Master-Festbrennweite natürlich schwer zu verdauen. Vielleicht handelt es sich am Ende hier ja doch nur um ein nicht ganz fehlerfreies Vorserienmodell, schließlich dauert es noch ein wenig bis zum Verkaufsstart.
Den Randauflösungsverlust ausgenommen, macht das Sony FE 14mm f/1.8 GM eben wirklich einen sehr guten Eindruck. Es ist deutlich kompakter und leichter als das vergleichbare Sigma 14mm f/1.8 DG HSM Art und kann in der direkten Gegenüberstellung der beiden Objektive ebenfalls mit der etwas schöneren Bildqualität überzeugen. Dank der Kompaktheit des Gehäuses lässt sich das G-Master Objektiv zudem ausgezeichnet für Filmaufnahmen mit dem Gimbal nutzen. Auch der per Schalter auf stufenlosen Betrieb umschaltbare Blendenring und der schnell und leise agierende Autofokus des Sony FE 14mm f/1.8 GM werden Videograf*innen überzeugen können.
Wir bekommen also ein kompaktes Objektiv mit hochwertiger Verarbeitung, annähernd perfekter Bedienbarkeit, hoher Lichtstärke, einem weichen Bokeh und Freistellungseffekt auf Nahdistanz bei Offenblende und einer insgesamt sehr guten Bildqualität. Aber eben nicht ganz so perfekt, wie man sie zum hohen Einkaufspreis des Sony FE 14mm f/1.8 GM eigentlich erwarten können sollte. Ob die Investition trotzdem lohnt? Angesichts der sonstigen Ausstattung und Blick auf die Alternativen können wir diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt klar bejahen.
Preis und Verfügbarkeit des Sony FE 14mm f/1.8 GM
Das auf Vollformat gerechnete Weitwinkelobjektiv Sony FE 14mm f/1.8 GM für spiegellose Systemkameras mit Sony E-Mount wird aktuell für Ende Mai 2021 im Fachhandel erwartet. Im Lieferumfang enthalten ist neben Gehäusedeckeln und einem Transportbeutel eine Filterschablone zum Zuschnitt von Folienfiltern. Eine Gegenlichtblende ist fest verbaut. Die unverbindliche Preisempfehlung für die lichtstarke Festbrennweite beträgt derzeit 1599,00 Euro.
Objektiv | Sony FE 14mm f/1.8 GM |
Anschluss | Sony E-Mount |
Bildgröße | Vollformat |
Brennweite | 14 mm |
Offenblende | f/1.8 |
Filterdurchmesser | – |
Anzahl Blendenlamellen | 9 |
Linsensystem | 14 Linsen in 11 Gruppen inklusive asphärische Linsen und XA-Elementen |
Kleinste Blende | f/16 |
Naheinstellgrenze | 25 cm |
Max. Abbildungsmaßstab | 1:10 |
Diagonaler Bildwinkel | 114° |
Bildstabilisator | Nein |
AF-Motor | Zwei XD-Linearmotoren |
Abmessungen | 83 x 99,8 mm |
Gewicht | 460 g |
Staub-/Spritzwasserschutz | Ja |
Zubehör | Tasche, Objektivdeckel, Bajonettdeckel, Filterschablone |
Vorteile
- 14 mm Festbrennweite
- Hohe Lichtstärke 1:1.8
- Sehr gute Schärfe im Bildzentrum
- Schönes Bokeh
- Schneller Autofokus
- Robustes und leichtes Gehäuse
- Staub- und spritzwassergeschützt
- Entklickbarer Blendenring
Nachteile
- Hoher Randschärfeverlust
- Kein Filtergewinde