Du möchtest Reisefotografie lernen und während du im Urlaub bist unvergessliche Fotos machen? Oder du möchtest mit Reisefotografie Geld verdienen? In diesem Ratgeber teile ich mir dir 23 Tipps und Tricks, die ich während meiner Reisen durch 29 Länder gelernt habe.
Ich erkläre dir, auf was du vor und während deiner Reise achten solltest und gebe dir ein Beispiel, wann es sich lohnen kann mal nicht auf die Regeln zu achten. Untermalt habe ich die Tipps mit meinen eigenen Fotos, die ich in Taiwan, Indien, Polen, Rumänien, Bulgarien, Frankreich, Südkorea, Thailand, den USA und vielen weiteren gemacht habe.
Falls du weitere Anregungen suchst oder Fragen hast, folge mir gerne auf Instagram.
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Bevor du auf deine Fotoreise gehst
Beachte ein paar Punkte, noch bevor du in den Urlaub oder in die Reisearbeit fliegst.
Tipp 1: Die Reise planen
Bevor du losfliegst ist Planen angesagt. Sobald du dich für ein Ziel entschieden hast ist es wichtig zu wissen, wann du dorthin gehen möchtest und welche Orte du besuchen willst. Recherchiere die möglichen Fotolocations vor Ort, dafür kannst du Google und Instagram benutzen und schaue, was so in der Umgebung passiert. Findet ein religiöses Fest statt? Ist Regenszeit?
Denke dabei auch an die Wetterbedingungen und die touristischen Aktivitäten, die für deine Fotografie relevant sein könnten. Wenn du mit Jetlag an deinem Reiseziel ankommst ist es sehr nützlich zu wissen, wohin dich die ersten Schritte führen sollten.
Tipp 2: Recherchieren: Welche Bilder sind wichtig?
Wenn du deine Reise geplant hast, ist der nächste Schritt, die Art der Bilder zu recherchieren, die du machen willst. Welche Art von Geschichten willst du erzählen? Gibt es besondere Themen oder Aktivitäten, die wichtig sind und fotografiert werden sollten? Möchtest du dich auf Landschaftsfotografie oder Straßenfotografie konzentrieren?
Überlege dir im Voraus, welche Art von Bildern du aufnehmen möchtest und erstelle eine Liste oder ein Moodboard mit Ideen. So kannst du besser planen und auf deiner Reise Zeit sparen.
Tipp 3: Nimm die passende Kamera und Objektive mit
Für gute Reisefotos brauchst du gute Werkzeuge. Nimm also die Kameras und Objektive mit, die zu deinem Fotostil passen. Das ist natürlich von Fotograf zu Fotograf unterschiedlich und ändert sich auch immer wieder. Manchmal fotografiere ich gerne Landschaften, manchmal möchte ich mich mehr auf Straßenportraits konzentrieren. Das hängt auch stark von dem Reiseziel ab, das ich gewählt habe.
Wenn du Landschaften fotografierst, empfiehlt sich in der Regel ein Weitwinkelobjektiv; wenn du dich für die Straßenfotografie interessierst, nimm ein 50-mm- oder 35-mm-Objektiv; wenn du Menschen fotografierst, nimm ein Teleobjektiv. Überlege dir auch die beste Kameratasche für deine Reise. Du willst nicht zu viel Gewicht mitnehmen, brauchst aber auch genug Platz, um deine gesamte Ausrüstung sicher unterzubringen. Und bisschen Platz für Souvenirs soll ja auch noch sein.
Falls du nicht so viel Ausrüstung zum Wählen hast: Keine Sorge! Man kann mit fast jeder Kamera und fast jedem Objektiv jede Art von Fotos machen. Manchmal muss man eben etwas kreativ sein, aber auch mit einem 16-35mm Weitwinkelobjektiv kann man beispielsweise wunderbare Portraits fotografieren. Ja, auch mit einer Blende von f/4.
Tipp 4: Regeln vor Ort recherchieren
Jedes Land hat seine eigenen Vorschriften und Einschränkungen, wenn es um das Fotografieren geht. Informiere dich über die örtlichen Gesetze oder frage im Voraus in örtlichen Facebook Gruppen, wenn du dir nicht sicher bist, ob es Einschränkungen gibt. Es ist auch wichtig, die lokale Kultur und die Menschen, die nicht fotografiert werden wollen, zu respektieren.
Frage um Erlaubnis, bevor du ein Foto machst, wann immer es möglich ist. Klar, manchmal möchte man spontane Momente einfangen. Nicht nur manchmal, oft. Aber gerade in Europa ist es in manchmal Fällen verboten Nahaufnahmen von Menschen zu machen und erst recht sie kommerziell zu veröffentlichen. Und falls die Person merkt, dass du ein Foto von ihr gemacht hast, sag einfach freundlich “Hallo”.
In manchen Ländern ist es verboten, militärische Gebäude oder religiöse Stätten zu fotografieren. Informiere dich also gut, bevor du mit dem Fotografieren beginnst! Das kann dir später eine Menge Ärger und Enttäuschungen ersparen.
Reisefotografie vor Ort: Das ist wichtig
Die folgenden Tipps und Tricks sind wichtig, wenn du an deinem Ziel angekommen bist.
Tipp 5: Die Kamera ist immer dabei!
Wenn Fotografie auf deiner Reise eine zentrale Rolle spielen soll, dann hab immer deine Kamera dabei. Der ganze Fotorucksack muss es natürlich nicht sein, aber eine Kamera mit einem leichten Objektiv um die Schulter kann dir Fotos bescheren, an die du gar nicht gedacht hast.
Es gibt so viele unerwartete Gelegenheiten, die sich ergeben können – und wenn du deine Kamera nicht dabei hast, wirst du sie verpassen. Egal, was los ist und wohin du reist, du solltest deine Kamera immer in Reichweite haben.
Tipp 6: Die goldenen Stunden & jeden Sonnenuntergang nutzen
Egal ob für Landschaftsfotografie oder Straßenportraits, das passende Licht hilft dir dabei wunderschöne Fotos zu schießen. Deswegen mein Tipp: Nimm dir vor und während jedes Sonnenuntergangs deiner Reise Zeit zu fotografieren. Je nach Jahreszeit und Ort kann das um 16 Uhr Nachmittags oder um 23 Uhr spät am Abend sein. Aber es wird sich lohnen. Wenn normale Touristen im Hotelrestaurant ihr Buffet essen, fängst du die schönsten Momente ein.
Um die goldene Stunde optimal zu nutzen, solltest du dir im Voraus einen Ort suchen, an dem du mit diesem Licht fotografieren möchtest. Das kann ein Fluss, ein Gebirge oder sogar eine alte Ruine sein – was auch immer am besten zu deinem Stil passt. Und dann bleibst du einfach bis zum Sonnenuntergang dort und nimmst dir Zeit für Langzeitbelichtungsfotos, Silhouetten-Aufnahmen oder HDR-Bilder.
Schließlich solltest du auch einige Fotos von der Landschaft oder Stadt in der Dämmerung und bei Nacht machen. Die direkte Zeit nach dem Sonnenuntergang nennt man auch “Blaue Stunde”, denn der Himmel hat zu dieser Zeit ein tiefes, dunkles blau. Benutz dafür unbedingt ein Stativ.
Es kommt natürlich auch vor, dass du vor einem grauen Himmel stehst und die Wolken sich drei Stunden lang nicht öffnen. Passiert, morgen ist ein neuer Tag.
Tipp 7: Lernen mit Menschen zu reden
Wenn du Menschen fotografieren willst, dann vergiss deine Schüchternheit und beginne ein Gespräch. Zeige Interesse daran, was die Person tut, wer sie ist und woher sie kommt. Es ist erstaunlich, wie freundlich Menschen sein können, wenn du einfach nur “Hallo” sagst!
Klar, manchmal möchtest du auch spontane Momente einfangen. Mach das, aber wenn dich jemand dabei sieht, lächle einfach und sage “Hallo”.
Ich reise und fotografiere seit über neun Jahren, aber die meiste Zeit habe ich nur Städte, Gebäude und Landschaften fotografiert. Der Grund dafür war Schüchternheit und deswegen habe ich von vielen Orten nur wenige Fotos von den Menschen, die dort leben.
Erst im letzten Jahr sage ich einfach “Namaste” oder “Hello” und beginne ein Gespräch. Entweder frage ich direkt, ob ich ein Foto machen darf, oder fange beiläufig an. Natürlich nur, wenn das Gegenüber offensichtlich einverstanden ist. Das hat meine Fotogeschichten von fremden Ländern viel aussagekräftiger gemacht.
Tipp 8: Unbedingt auch im und nach dem Regen rausgehen
Einer der schönsten Momente, um auf einer Reise Fotos zu machen, ist direkt nach, aber wenn du abgehärtet bist auch während eines Regenschauers. Sogar spät abends, denn in kleinen und großen Pfützen werden sich die Stadt und die Bewohner darin spiegeln.
Lass dich also nicht entmutigen, wenn die Regengötter beschließen, mit dir zu spielen. Schnapp dir deinen Regenschirm und deine Kamera, geh raus und mach ein paar tolle Aufnahmen! Graue Stunden sind eine gute Gelegenheit, um Schwarz-Weiß-Fotografie zu üben. Wenn dann die Sonne rauskommt, spiegelt sie sich auf den Straßen und die Fotomotive ergeben sich von alleine.
Tipp 9: Sicherheit im Hotel und draußen
Wenn du reist, ist es wichtig, auf deine Sicherheit zu achten. Das bedeutet nicht nur, dass du auf deine Umgebung im Auge behältst, sondern auch, dass du deine Fotografie-Ausrüstung im Blick hast. In Barcelona war ich dabei, wie einem Kollegen die Kameratasche samt Kamera, Laptop und Tablet gestohlen wurde. Ärgerlich!
Bewahre im Hotel alle deine Wertsachen inklusive der Objektive in einem Safe auf oder schließe sie weg, wenn du tagsüber das Zimmer verlässt.
Tipp 10: Kamera beiseite und Reise genießen
Ja, Fotografieren macht Spaß und ist wichtig, um die Erinnerungen an deine Reise festzuhalten. Aber vergiss nicht, die Reise zu genießen: Mach mal eine Pause vom Fotografieren und sieh dich im echten Leben um. Genieße den Moment ohne technischen Schnickschnack!
Ich weiß, das beißt sich mit einigen meiner Tipps am Anfang. Aber wenn du merkst, dass du kurz vor dem Ausbrennen bist oder dir bewusst wird, dass du Teile deiner Reise nicht genießt, dann mach eine Pause.
Tipp 11: Gesetze und Regeln einhalten… und brechen!
Klar, Gesetze solltest du im Ausland natürlich möglichst beachten und einhalten. Aber hin und wieder kann es nützlich sein, Regeln ein bisschen zu dehnen. Wenn ich beispielsweise sehe, dass ich von der achten Etage eines Parkhauses ein wunderbares Panorama machen kann, gehe ich hoch und packe mein Stativ aus. Es kommt vor, dass dann jemand von der Security vorbeikommt und sagt, ich soll verschwinden. Dann verschwinde ich eben, aber ein paar Fotos sind dann meist schon gemacht.
Sehr wichtig ist dabei, dass du nicht zu weit gehst. Und wenn du in sehr strengen Ländern unterwegs bist, halte dich unbedingt ans Gesetz, du möchtest ja nicht im Knast landen. In vielen Ländern darfst du keine Regierungsgebäude und erst recht keine Militäreinrichtungen fotografieren. Halte dich unbedingt daran.
Tipp 12: Langzeitbelichtung mit und ohne Stativ
Stative geben dir die nötige Stabilität für Langzeitbelichtungen, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Aber wenn du keins hast oder keine Lust hast, es die ganze Zeit mitzuschleppen, gibt es kreative Möglichkeiten, das Problem zu umgehen. Ich lege meine Kamera manchmal aufs Geländer oder lehne mich an eine Wand, um möglichst viel Stabilität zu bekommen.
Heutzutage sind nicht nur viele Objektive, sondern auch die Sensoren unserer Kameras stabilisiert. Wenn du deine Kamera ganz still hältst und 10, 20 oder gar 50 Aufnahmen hintereinander machst, kann auch bei einer Belichtungszeit von einer Sekunde oder länger ein scharfes Foto dabei sein.
Tipp 13: Meditieren und im Moment sein
Manchmal ist auf Reisen alles fremd, laut und überwältigend. Du fühlst dich gestresst – so ging es mir erst Anfang des Jahres in Jaipur. In diesem Fall empfehle ich dir, einfach ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen und ein oder zwei Minuten zu meditieren. Nimm alle Gefühle und Sinne war, lass sie so, wie sie sind. Und schon fühlst du dich besser.
Tipp 14: Bildkomposition verbessern lernen
Drück nicht nur einfach auf den Auslöser, sondern beschäftige dich mit Komposition. Lerne einfache Regeln wie die Drittel-Regel oder den Goldenen Schnitt. Schau dir Fotos von anderen Fotografen an und schau, wie sie den Bildausschnitt gewählt haben. Lerne mit Rahmen, Spiegelungen und Vordergrundobjektien zu spielen.
Wenn du das lernst, werden sich deine Bilder von der Masse abheben. Es geht nicht nur darum, einen Moment festzuhalten, sondern auch darum, wie du ihn anderen zeigst. Erst dann wird Fotografie zur Kunst.
Weitere Tipps zur Reisefotografie
Tipp 15: Fotos aus dem Flugzeug machen
Wenn du in den Urlaub fliegst, buch dir einen Fensterplatz und nehme deine Kamera mit. Vor allem, wenn du tagsüber im Flugzeug sitzt, können dir insbesondere beim Start und bei der Landung coole Fotos gelingen.
Ich persönlich liebe die Aussicht aus einem Flugzeug: Da du dich so weit über dem Boden befindest, kannst du Muster und Texturen sehen, die für Menschen am Boden nicht sichtbar sind. Du hast eine wunderbare Vogelperspektive auf Städte und Landschaften.
Tipp 16: Kamera und Objektive reinigen
Eine saubere Kamera und ein sauberes Objektiv, insbesondere aber auch ein sauberer Sensor, sind das A und O für gute Fotos. Achte darauf, dass du deine Ausrüstung regelmäßig mit einem Mikrofasertuch und einem Objektivreiniger reinigst. Insbesondere wenn du mit kleinen Blenden wie f/8 bis f/22 arbeitest, teste vorher, ob dein Sensor gereinigt werden muss. Sonst musst du hinterher viel Zeit in Photoshop verbringen.
Tipp 17: Keine Angst vor hohem ISO
Heutzutage können die Kameras viel besser mit hohen ISO-Werten umgehen als früher. Wenn du mehr Licht oder eine kürzere Verschlusszeit brauchst, solltest du dich nicht scheuen, den ISO-Wert entsprechend zu erhöhen. Bei Bedarf kannst du das Rauschen in der Nachbearbeitung immer noch reduzieren.
Es ist viel besser, ein leicht verrauschtes Bild zu haben als ein unscharfes. Und besser als gar keines ist es sowieso.
Tipp 18: Fotografieren verboten? Handy raus!
Manchmal darfst du deine Kamera irgendwo nicht mit hineinbringen. Gemeint sind damit meistens “professionelle” Kameras. In solchen Fällen ist es gut, ein Handy dabei zu haben, mit dem du diskret Fotos machen kannst. Die meisten Smartphones verfügen heute über eine Kamera, die gute Bilder und Videos machen kann. Und in den Händen eines guten Fotografen ist jede Kamera “professionell”.
Tipp 19: Panoramafotografie beherrschen
Manchmal kommt es vor, dass du dein Weitwinkelobjektiv vergessen hast. Oder es nicht weit genug ist. Oder du es gar nicht erst brauchst, denn du kannst Panoramas machen. Es lohnt sich zu lernen, wie man Panoramas fotografiert und hinterher in Programmen wie Lightroom oder Photoshop zusammenstellt. So hast du nämlich immer ein beliebig weites “Objektiv” bei dir.
Reisefotos nachbearbeiten
Tipp 20: Alles importieren, sichten und filtern
Wenn du zurück in deinem Hotelzimmer oder Airbnb bist, nimm dir etwas Zeit und importiere all deine Fotos in Lightroom, ein anderes Programm, oder zumindest als Backup auf deinen Laptop oder eine externe Festplatte. Schau dir auch Tipp 23 an.
Dann siebst du die tausenden von Fotos durch und wählst die besten aus und startest mit der Nachbearbeitung.
Tipp 21: Presets in Lightroom benutzen
Um Zeit zu sparen, kaufe oder erstelle dir selbst Presets für Lightroom. Auf diese Weise kannst du bei der Nachbearbeitung viel Zeit sparen und all deine Fotos sehen vom gleichen Ort nicht komplett anders aus.
Tipp 22: Viel oder wenig Photoshop? Beides!
Manchmal ist es besser, nur sehr wenig nachzubearbeiten. In anderen Fällen kannst du dein Foto mit Photoshop stark verbessern und es einen weiteren, persönlichen Touch verleihen.
Experimentiere etwas. Mal kann es richtig cool sein, sehr viel in Photoshop zu bearbeiten. Manchmal ist es aber auch besser, ein Foto so natürlich wie möglich zu belassen. Bevor du das ein oder andere kritisierst, probiere beides aus.
Tipp 23: Cloud Backup benutzen
Um sicherzustellen, dass du deine Fotos nicht verlierst, nutze einen Online-Cloud-Speicherdienst. Es gibt viele Dienste – von Google über Microsoft bis hin zu Adobe, bei denen du deine Fotos speichern kannst. Klar, das kostet dich ein wenig. Aber wenn deine Fotos auf einer SD-Karte und als Backup auf einer externen Festplatte sind und dein Kamerarucksack geklaut wird, sind all deine Fotos weg.
Reisefotografie lernen: Abschließende Worte
Viele Tipps und Tricks, die du beachten kannst, aber nicht immer musst. Hab Spaß auf deiner Reise, sei kreativ, mach ein paar tolle Fotos und vergiss nicht sie nicht nur für dich zu behalten, sondern mit der Öffentlichkeit zu teilen. So bekommst du Feedback und lässt anderen an deinem Abenteuer teilhaben.
Geh ein paar Risiken ein, probiere neue Dinge aus, experimentiere und entdecke die Welt mit deiner Kamera. Das ist es, worum es bei einem Reisefotografen geht! Viel Glück und viel Spaß auf der Reise!