Am 30. August präsentierte Polaroid der Welt seine neue Sofortbildkamera Polaroid Now+, eine Weiterentwicklung der erfolgreichen Polaroid Now mit Möglichkeit zur digitalen Steuerung per App, wie wir es bereits von der Polaroid OneStep+ kennen. Netterweise stellte uns Polaroid auf Nachfrage ein Presse-Exemplar* zur Verfügung, welches wir nach versehentlicher Verzögerung im Versand bereits wenige Tage nach dem offiziellen Release der Kamera in den Händen hielten. Die eigentliche Idee war, ein bis zwei Tage in aller Ruhe mit der Kamera im spätsommerlichen Hamburg unterwegs zu sein.
Dass der Testzeitraum für die Polaroid Now+ mit dem Umzug des Autoren in eine neue Wohnung zusammenfiel, gestaltete den Ablauf jedoch weitaus komplizierter als ursprünglich geplant. Wenn dann noch ungeahnte Komplikationen beim privaten Internetanschluss und Krankheit hinzukommen, verzögert sich ein pünktlich zum Verkaufsstart geplanter Test dann schnell um mehrere Wochen. Aber hier ist er nun endlich: Unser großer Testbericht zur Polaroid Now+. Viel Spaß beim Lesen und hinterlasst uns wie immer gern eure persönliche Meinung zur Kamera in den Kommentaren.
*Aus Gründen der Transparenz möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass uns durch diesen Artikel keinerlei finanzielle oder sonstige Vorteile entstehen. Wir haben auf eigene Anfrage für wenige Tage ein Testgerät zur Verfügung gestellt bekommen, welches direkt nach dem Test wieder zurückgeschickt wurde. Auf unsere unabhängige und kritische Berichterstattung wurde keinerlei Einfluss seitens des Herstellers genommen.
Inhaltsverzeichnis
- Erster Eindruck und Inbetriebnahme der Polaroid Now+
- Ausstattung und Funktionen der Polaroid Now+
- Aufgepepptes Kreativ-Cockpit: Die Polaroid Originals App
- Die verschiedenen Aufnahme-Modi der Polaroid Now+
- Farbexperimente mit dem Filterset der Polaroid Now+
- Beispielfotos und unsere Meinung zum i-Type Film
- Fazit: Leider nur vermeintlich günstiges Spielzeug für Kreative
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Erster Eindruck und Inbetriebnahme der Polaroid Now+
Wer noch nie mit einer Polaroid fotografiert hat, wird von Leichtigkeit und Kompaktheit der Kamera überrascht sein. In betriebsbereitem Zustand mit geladenem Film wiegt die Polaroid Now+ nur knapp 550 g. Das Gehäuse der “Plus” misst wie die alte Polaroid Now 150,2 x 112,2 x 94 mm (L x B x H) und lässt sich für Selfies und Schnappschüsse mit nur einer Hand sicher halten. Den im Lieferumfang enthaltenen Kameragurt haben wir gar nicht erst montiert. Sämtliche sichtbaren Bauteile sind aus Kunststoff, dennoch klappert und wackelt nichts. Vor Regen muss die kleine Sofortbildkamera jedoch geschützt werden. Zum Schutz vor Kratzern und Schmutz auf der Frontlinse liegt der Polaroid Now+ ein Objektivdeckel aus Gummi bei. Neu ist ein 1/4-Zoll-Stativgewinde auf der Unterseite des Gehäuses.
Wie sämtliche elektronischen Geräte solltet ihr auch die Polaroid Now+ vor der ersten Inbetriebnahme einmal voll aufladen. Unser Testgerät hatte jedenfalls beim Auspacken kaum Energie, war jedoch innerhalb kürzester Zeit frisch aufgetankt. Dazu befindet sich seitlich am Gehäuse ein Micro-USB-Anschluss, über den sich die Polaroid Now+ auch spontan unterwegs per Powerbank laden lässt. Ein passendes USB-Kabel liegt im Lieferumfang bei, jedoch ohne dazugehöriges Netzteil. Hier müsst ihr also selbst für die entsprechende Stromquelle sorgen. Eine kleine LED neben dem Anschluss gibt in drei Farben Auskunft über den aktuellen Ladestand der Kamera.
Vor dem ersten Foto müssen wir die Kamera natürlich auch noch mit dem passenden i-Type Film (600er Film passt ebenfalls) laden. Per Knopfdruck öffnen wir dazu den Einschub an der Vorderseite der Polaroid Now+ und schieben die gut sichtbar gekennzeichnete Filmkassette (in unterschiedlichen Varianten mit jeweils acht Aufnahmen erhältlich) richtig herum ein. Nach dem Schließen der Klappe spuckt die Polaroid Now+ automatisch das schwarze Deckblatt der Filmkassette aus, welches die enthaltenen Filmstreifen vor Licht schützt und schon kann es losgehen. Sämtliche Schritte sind in der beiliegenden bebilderten Kurzanleitung erklärt. Wie simpel die Inbetriebnahme der Kamera tatsächlich ist, seht ihr im Tutorial des Herstellers.
Ausstattung und Funktionen der Polaroid Now+
Wie die ursprüngliche Polaroid Now nutzt auch die Now+ zwei Linsen (35 und 40 mm Brennweite) aus Polycarbonat und Acrylglas. Die verschiedenen Fokusdistanzen des klassischen Fixfokus-Systems betragen 55 Zentimeter bis 1,3 Meter sowie 60 Zentimeter bis unendlich und werden von der Automatik gewählt, sobald ihr den Auslöser leicht antippt. Das Wechseln der Linse ist durch ein deutlich hörbares “Klack” zu vernehmen. Erneutes Durchdrücken des Auslösers löst die Kamera aus. Leider im Test mit einer spürbaren Verzögerung, welche bei der Auslösung per App noch deutlich größer wird. Die Kamera verfügt über einen automatischen Blitz, welcher sich für das jeweils nächste Foto per Taste deaktivieren lässt. Dieser löst auch bei Tageslicht häufig aus, macht in der Regel zur Aufhellung von Schatten aber auch durchaus Sinn.
Ein weiteres Feature ist die Bildanzeige (8 bis 0) neben der On/Off- und der Blitztaste auf der rückwärtigen Schulter des Kameragehäuses. Gegenüber befindet sich der Sucher, von dem wir im Test leider nicht begeistert waren. Zum einen ragt das Objektiv sehr stark ins Bildfeld und natürlich gibt es keinen Parallaxenausgleich. Dazu entspricht der Bildausschnitt nicht annähernd den 100 Prozent, die wir von professionellen Spiegelreflex- und Systemkameras gewohnt sind. Bei unserem Testgerät war das Sucherbild zu eng beschnitten. Es befand sich also immer etwas mehr auf dem fertigen Foto als geplant. Ebenfalls störend hinzukommt, dass der Sucher der Polaroid Now+ nur mit dem rechten Auge problemlos nutzbar ist. Mit dem linken Auge am Sucher stießen wir regelmäßig mit der Nase ans Gehäuse.
Wo beim Vormodell die Taste für den Zeitauslöser saß, finden wir bei der Polaroid Now+ die namensgebende “+”-Taste. Über diese lassen sich Zeitauslöser, Doppelbelichtung sowie Custom-Modus aktivieren. Der jeweils eingestellte Kamerastatus wird auf der LED-Leiste über der Taste angezeigt. Des Weiteren zeigt die “+”-Taste den Verbindungsstatus der Polaroid Now+ mit dem Smartphone an. Ohne Verbindung via Bluetooth blinkt die LED, erfolgreiches Pairing wird mit durchgehendem Leuchten signalisiert. Im Test funktioniert die Verbindung zwischen Kamera und Telefon auf Anhieb. Haben sich beide Geräte einmal gefunden, steht die Verbindung, sobald wir die Kamera einschalten bzw. die App öffnen.
Aufgepepptes Kreativ-Cockpit: Die Polaroid Originals App
Um die neue Polaroid Now+ im vollen Funktionsumfang nutzen zu können, bedarf es der dazugehörigen Polaroid Originals App, welche auch schon für die Polaroid OneStep+ und das Polaroid Lab zum Einsatz kam. Und natürlich brauchen wir zuallererst ein Smartphone, auf welchem wir die App installieren können. An dieser Stelle müssen wir leider auch einen kleinen Kritikpunkt anbringen. Kurz vor dem Eintreffen des Testgeräts ließ sich auf dem betagten iPhone 6s des Testers nämlich noch die vermeintlich aktuelle Version der Polaroid Originals App installieren. Kompatibel war die frisch eingetroffene Polaroid Now+ dann schlussendlich aber erst mit der zum Verkaufsstart der Kamera aktualisierten Version dieser Applikation. Für diese brauchte es plötzlich jedoch iOS 13 oder höher. Ihr ahnt das Problem.
Mit einem ebenfalls veralteten, aber nicht ganz so steinzeitlichen iPhone SE aus dem Jahre 2016 stand der Installation jedoch nichts mehr im Wege. In installiertem Zustand belegt die aktuelle Version 1.4.16 der Polaroid Originals App dann 168,3 Megabyte Speicherplatz. Der Download der Installationsdatei beläuft sich auf ca. 83 Megabyte. Wer seine Fotos mit dem Handy digitalisieren möchte, sollte natürlich etwas mehr Speicherplatz einplanen. Unter dem Menüpunkt “Scanner” lassen sich fertig entwickelte Polaroids mit automatischem Beschnitt und Begradigung des Bildes schnell und unkompliziert abfotografieren und in Social Media Kanälen teilen.
Das Grunddesign der Polaroid Originals App ist angenehm aufgeräumt und geradezu minimalistisch. Als Hintergrund für die verschiedenen Funktionen kommen polaroid-typische bunte und kräftige Farben zum Einsatz, wie wir sie aus dem Regenstreifen der Kamera kennen. Im Test wählen wir nach dem Öffnen der App einfach die Polaroid Now+ als Endgerät und navigieren uns auf Anhieb intuitiv per Fingerwisch von links nach rechts durch die verschiedenen Funktionen. Sämtliche der acht Foto-Modi sind dabei auf den ersten Blick voneinander unterscheidbar und in ihrer Funktionsweise absolut selbsterklärend. Viel besser und einfacher geht es eigentlich kaum.

Die verschiedenen Aufnahme-Modi der Polaroid Now+
Insgesamt stehen in der Polaroid Originals App acht verschiedene Aufnahme-Optionen für die intelligente Sofortbildkamera Polaroid Now+ zur Verfügung. Einige davon sind bereits vom älteren Modell Polaroid OneStep+ bekannt, welches sich ebenfalls per App steuern ließ. Leider haben wir aufgrund der Knappheit an Zeit und insbesondere Filmmaterial nicht sämtliche Funktionen der App ausgiebig testen können. Für eine realistische Einschätzung reichen unsere Erfahrungen mit nur zwei Filmen aber dennoch.
Aufnahmemodus 1: Remote
Wenig spektakulär und schnell erklärt bietet euch der Remote-Modus einen simplen Fernauslöser für die Polaroid Now+ bei ansonsten vollautomatischer Einstellung der Kamera. Da sämtliche weiteren Modi der App ebenfalls über einen digitalen Auslöse-Button verfügen, hätte dieser Modus unserer Meinung nach guten Gewissens eingespart werden können. Wir haben ihn nicht ein einziges Mal genutzt. Ihr werdet es höchstwahrscheinlich ebenso selten tun.
Aufnahmemodus 2: Selbstauslöser
Schon deutlich praktischer ist der in die Polaroid Originals App integrierte Selbstauslöser. Hier könnt ihr den Countdown (1 bis 12 Sekunden) bis zur Auslösung selbst festlegen. Besonders hilfreich ist diese Funktion für Selfies und Gruppenaufnahmen vom Stativ aus fotografiert. Den Selbstauslöser könnt ihr auch direkt an der Kamera mit dem “+”-Button (LED leuchtet orange) aktivieren. In diesem Fall zählt der Countdown nach dem Drücken des Auslösers neun Sekunden herunter.
Aufnahmemodus 3: Doppelbelichtung
Die Doppelbelichtung ist definitiv die Funktion der Polaroid Now+, welche uns im Test am meisten Spaß gebracht hat. Auch für diesen Modus müsst ihr nicht zwingend die App nutzen, sondern könnt einfach zweimal kurz hintereinander den “+”-Button drücken. Nun habt ihr die Möglichkeit, zwei Aufnahmen auf dem gleichen Foto zu belichten, woraus sich coole Überlagerungseffekte entwickeln. Wer die Funktion einmal ausprobiert hat, wird plötzlich überall Ideen für Doppelbelichtungen entdecken. Unserer Meinung nach einer der kreativsten Modi der Polaroid Now+ und klappte im Test fast immer.
Aufnahmemodus 4: Blende
Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um die von DSLRs und DSLMs bekannte halbautomische Blendenpriorität, mit der ihr Einfluss auf die Tiefenschärfe und indirekt auf die Belichtungszeit nehmen könnt. Ihr wählt dazu manuell eine Blende (zwischen f/11 und f/32) und die Belichtungsmessung der Polaroid Now+ ergänzt die entsprechende Verschlusszeit für die perfekte Belichtung. Klappte im Test mal mehr, mal weniger gut. Wir hätten uns zudem zur Komplettierung einen ergänzenden Modus “Zeit” gewünscht.
Aufnahmemodus 5: Stativ
Da die Polaroid Now+ im Gegensatz zum Vorgängermodell über ein Stativgewinde verfügt, bedarf es natürlich auch einer entsprechenden Funktion in der Polaroid Originals App. Beim Stativ-Modus handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine Langzeitbelichtungsfunktion, bei der ihr die Kamera auf einer festen Position nutzt. Im Test haben wir dieses Feature für urbane Nachtaufnahmen ausprobiert und sind in der abschließenden Beurteilung zwiegespalten. Einerseits arbeitet die automatische Belichtungsmessung der Polaroid Now+ für eine derart günstige Spaßkamera erstaunlich gut. Andererseits scheint die Automatik in schwierigen Lichtsituationen häufig doch etwas willkürlich zu messen, was dann leider zu Ausschuss führt.
Aufnahmemodus 6: Porträt
Der Name ist auch bei diesem Aufnahmemodus Programm und so hilft euch die Porträt-Funktion der Polaroid Now+ dabei das perfekte Porträtfoto zu schießen. In der Praxis wird lediglich überprüft, ob euer Modell sich im idealen Abstand, also im Nahbereich der Kamera von 0,55 bis 1,3 Meter befindet. Für einen möglichst unscharfen Hintergrund wird zusätzlich eine weit geöffnete Blende gewählt. Prinzipiell ist dieser Modus nicht unbedingt notwendig, da ihr für ein Porträt ohnehin nah beim Modell stehen werdet und der Fixfokus der Kamera beim ersten Antippen des Auslösers automatisch die Nahlinse wählen wird.
Aufnahmemodus 7: Lichtmalerei
Lichtmalerei klingt natürlich erst mal spannend, aber bei näherer Betrachtung verbirgt sich hinter dieser Funktion lediglich ein klassischer Bulb-Modus, bei dem ihr über einen großen Button zusätzlich die Kameraleuchte/Taschenlampenfunktion eures Smartphones aktivieren bzw. deaktivieren könnt. Nach unseren recht wechselhaften Erfahrungen mit der Polaroid Now+ in sehr dunklen Lichtsituationen haben wir diesen Modus, um kostbare Fotos zu sparen, lieber gar nicht erst ausprobiert. Die Beispielaufnahmen von Polaroid sehen zwar toll aus, wir fürchten jedoch, dass solche Resultate in der Praxis schwer umzusetzen sein werden.
Aufnahmemodus 8: Manuell
Der manuelle Modus bietet euch die volle Kontrolle über sämtliche Einstellungen der Kamera. Ihr könnt Blende und Belichtungszeit frei wählen, euch für eine der beiden Linsen entscheiden und den Blitz aktivieren oder deaktivieren. Und wenn euch Doppelbelichtungen zu wenig sind, dann könnt ihr in diesem Modus sogar den Auswurf des Fotos manuell steuern und somit praktisch beliebig oft belichten. Einerseits bietet dieser Modus das Maximum an kreativer Freiheit. Andererseits war bei unserem Testgerät und der ersten Version der App auf die integrierte Belichtungsanzeige kaum Verlass. Wir hoffen, dass es sich hier lediglich um eine Macke im Vorserienmodell bzw. der Software handelte und freuen uns über Erfahrungsberichte eurerseits.

Farbexperimente mit dem Filterset der Polaroid Now+
Wer von den verschiedenen Aufnahmefunktionen und Steuermöglichkeiten der Polaroid Now+ über die Polaroid Originals App noch nicht genug hat, kann sich zusätzlich noch mit fünf verschiedenen Filtereffekten kreativ austoben. Die Filter (Gelb, Orange, Blau, Rot-Vignette und Starbust) sind im Lieferumfang der Kamera enthalten und befinden sich sicher verpackt, aber schnell zugänglich in einem kleinen Transportbeutel mit Reißverschluss. Die mit einem elastischen Gummiring versehenen Filter lassen sich auf das Objektiv der Polaroid Now+ aufstecken und halten dort in unserem Test sicher und problemlos. Die korrekte Belichtung wird durch den jeweils aufgesetzten Filter hindurch gemessen.
Sehr gut gefiel uns im Test, dass sämtliche im Set enthaltenen Farbfilter im Prinzip doppelt wirken, je nachdem welchen Film wir benutzen. Während sie bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen je nach Filterfarbe mehr oder weniger stark für eine Erhöhung beziehungsweise Verminderung der Kontraste im Bild sorgen, können die Farbfilter natürlich auch in Kombination mit einem Farbfilm eingesetzt werden. Hier erzeugen sie dann mitunter surreal anmutende Farbveränderungen und tauchen die Welt im wahrsten Sinne des Wortes in ein neues Licht.
Im Praxistest mit der Polaroid Now+ unterwegs auf den Straßen von Hamburg haben uns der Rot-Vignette- und der Starbust-Filter eindeutig am besten gefallen. Erster lenkt bei S/W-Fotos den Blick auf die Bildmitte und wirkt auf Farbfilm mit seiner roten Einfärbung der Randbereiche extrem dramatisch. Zweiterer verformt sämtliche Lichtquellen im Motiv zu pulsierenden Sternen mit langen Strahlen, die sich durch das gesamte Bild ziehen und kreiert so seinen ganz eigenen Look. Insgesamt laden aber alle Filter zum ausgiebigen Experimentieren ein und lassen sich theoretisch natürlich auch miteinander kombinieren, indem ihr den zweiten Filter einfach per Hand vor die Linse haltet.

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Beispielfotos und unsere Meinung zum i-Type Film
Bei unserem Testmodell lagen zwei Packungen i-Type Film dabei. Ein normaler Farbfilm und ein zusätzliches Paket in Schwarz-Weiß. Beide Filmvarianten enthalten jeweils acht Fotos und inklusive dem polaroid-typischen weißen Rahmen (welcher mit Kugelschreiber aufgrund der glatten Beschichtung übrigens nur rückseitig auf dem Papierstreifen beschrieben werden kann) ein Gesamtformat von 107 mm x 88 mm. Die reine Bildfläche beträgt etwa 79 x 79 mm, was auf den ersten Blick nicht besonders groß wirkt. Für die meisten Schnappschüsse reicht diese Größe aber vollkommen aus und nach dem ersten entwickelten Foto haben wir uns bereits dran gewöhnt.
Wie läuft das eigentlich mit dieser Entwicklung? Polaroid empfiehlt dafür im Idealfall Dunkelheit und Wärme und tatsächlich lässt sich der entwicklungsfördernde Einfluss von letzterem Faktor sehr gut erkennen. Wenn wir beim Entwicklungsprozess versehentlich im Bereich der Filmfläche herumtatschen, bilden sich dort gut sichtbare Fingerabdrücke. Glücklicherweise richten solche kurzen Unachtsamkeiten aber keinen bleibenden Schaden an und auch ein leichter Einfall von Tageslicht scheint im Entwicklungsprozess keine nachhaltigen Schäden zu bewirken. Im Test haben sich die Fotos jedenfalls in nahezu jeder erdenklichen Umgebung relativ gleich entwickelt. Es sollte dafür jedoch genug Zeit eingeräumt werden. Gerade der Farbfilm scheint nach einer ganzen Weile noch ordentlich Kontraste herauszubilden.
Insgesamt liefern beide Filme ein absolut zufriedenstellendes Resultat, wenn wir bedenken, womit wir hier fotografieren. Filmkorn lässt sich mit bloßem Auge kaum erkennen. Dass viele Motive recht flau und weich wirken, wird mehr an den einfachen Kunststofflinsen als am Film liegen. Gewöhnungsbedürftig ist lediglich der Look des Schwarz-Weiß-Films, dessen Weißanteil zumindest unserem Empfinden nach ein wenig zu stark in Richtung Sepia-Tönung abdriftet. Einen extremen Haken hat die ganze Sache natürlich: Ein Paket Film kostet original und UVP saftige 15,99 Euro. Auf das Einzelbild heruntergerechnet sind wir also bei knapp 2 Euro, womit jeder Fehlschuss mit der Polaroid Now+ doppelt schmerzt.












Fazit: Leider nur vermeintlich günstiges Spielzeug für Kreative
Bevor wir am Ende vielleicht doch allzu vernichtend über die Polaroid Now+ urteilen, möchten wir ganz zu Anfang unseres abschließenden Fazits eines klarstellen. Wir hatten den kleinen Plastikkasten im Retro-Look insgesamt nur knapp 1 1/2 Tage mit im Gepäck, eigentlich viel zu wenig Zeit und Ruhe für einen ausgiebigen Test, sind in dieser kurzen Zeit auf einige Schwachstellen gestoßen und hatten trotzdem einen Riesenspaß und eine wirklich gute Zeit mit der Kamera. Die Polaroid Now+ schafft es nämlich, die Umgebung auf eine für die meisten wohl ungewohnte Art und Weise wahrzunehmen. Wir fangen wieder an, aktiv nach Ideen zu suchen, probieren aus, scheitern oft und freuen uns am Ende trotzdem irgendwie über das Resultat.
Und vieles klappt mit der Polaroid Now+ super, während anderes dann leider gar nicht klappen mag. So gelingt in unserem Test fast jede Doppelbelichtung auf Anhieb, während die extrem hohe Auslöseverzögerung bei der Fernauslösung in der App exakt getimte Momentaufnahmen vom Stativ aus leider unmöglich macht. Dafür funktioniert das Pairing per Bluetooth wirklich immer und überall im Augenblick des Einschaltens und die Verbindung bricht auch über größere Entfernungen zur Kamera nicht ab. Ein großer Wermutstropfen bleibt jedoch die launische Belichtungsmessung der Polaroid Now+ und die schwammige Anzeige der Belichtung im manuellen Modus.
Alles in allem ist die Polaroid Now+ aber trotz aller Schwächen und gerade aufgrund dieser Imperfektion ein cooles Spielzeug für kreative Köpfe. Man weiß eigentlich nie so ganz, wie das fertige Foto aussehen wird und in den meisten Fällen ist das Resultat positiv, die Vorfreude und Überraschung aber auf jeden Fall vorhanden. Mit der Polaroid Now+ können wir wieder mehr spielen als seriös zu fotografieren und das tut der eigenen Sichtweise oftmals sehr gut. Vom vermeintlich günstigen UVP-Preis von 149,99 Euro sollten wir uns allerdings nicht täuschen lassen, denn die nötigen Filme für die Polaroid Now+ gehen bei regelmäßiger Nutzung der Kamera wirklich ins Geld und produzieren unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit leider auch eine Menge unnötigen Müll.
Vorteile
- Fixfokus-System mit zwei Linsen
- Kompaktes und leichtes Gehäuse
- In drei verschiedenen Farben erhältlich
- Intuitive und kinderleichte Bedienung
- Kameraeinstellungen per App steuerbar
- Schnelle Verbindung zur App per Bluetooth
- Acht verschiedene Aufnahme-Modi
- Fünf verschiedene Filtereffekte
- Jederzeit über Micro-USB aufladbar
- Eingebautes Stativgewinde
- Vorfreude bei der Filmentwicklung
- Extrem hoher Spaßfaktor
- Komatibel mit i-Type und Polaroid 600 Film
Nachteile
- Lange Auslöseverzögerung
- Filme sind sehr teuer
- Filme produzieren relativ viel Müll
- Polaroid Originals App erfordert aktuelles Betriebssystem
- Kein Selfie-Spiegel