Die beiden Elektronik-Riesen Olympus und Panasonic arbeiten schon seit Jahren unermüdlich daran, das Micro-Four-Thirds-Format aus seinem Nischendasein zwischen den weitaus stärker etablierten Sensorformaten APS-C und Kleinbild hervorzuheben. Unter dem Label Lumix präsentiert Panasonic nun mit der Lumix GH6 eine spiegellose Systemkamera, der dieser Schritt durchaus gelingen könnte. Denn die leistungsstarke Hybrid-DSLM soll sowohl für anspruchsvolle Fotografie als auch professionelle Videoproduktionen gleichermaßen geeignet sein. Darüber hinaus bietet die Kamera diverse spannende Features wie 100 Megapixel große Fotos mittels Mehrfachaufnahmen und Pixel-Shift sowie einen beachtlich hohen Dynamikumfang dank “Dynamic Range Boost”.
Des Weiteren hat sich auch beim Thema Autofokus und Bildstabilisierung einiges im Vergleich zum bereits gut ausgestatteten Vorgängermodell Lumix GH5 getan. Und natürlich ist da noch der Videomodus, mit dem die GH6 ganz besonders auftrumpfen möchte. Was das kompakte Hybrid-Kraftpaket alles zu bieten hat, erfahrt ihr im Detail in unserem Artikel. Um die Sache rund zu machen, haben wir wie immer auch erste Tests und Reviews zur Kamera für euch herausgesucht und geben zudem einen kurzen Überblick über die zum Verkaufsstart der Panasonic Lumix GH6 verfügbaren Kit-Objektive. Viel Spaß beim Lesen und hinterlasst uns gern einen Kommentar!
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Neue Sensortechnik und hoher Dynamikumfang
Wer glaubt, Panasonic hätte für sein neues DSLM-Flaggschiff lediglich der GH5 eine Frischzellenkur verpasst, irrt gewaltig. In der Lumix GH6 steckt ein neu entwickelter 25,2 Megapixel MFT-Bildsensor (Cropfaktor 2,0), der über keinen Tiefpassfilter, dafür aber Anti-Reflex-Vergütung verfügt und mittels Mehrfachaufnahme und Pixel-Shift Bilder mit bis zu 100 Megapixeln aus freier Hand fotografiert aufzeichnet. Auch der Venus-Bildprozessor wurde gründlich aufgemöbelt und soll die doppelte Leistung des dahingehend bisher stärksten Modells Lumix S1H liefern. Beachtlich ist ebenfalls der Dynamikumfang der GH6, welcher bei V-Log Aufnahme über dreizehn Blendenstufen betragen soll. Im “Dynamic Range Boost” zeichnet der Bildsensor zudem synchron mit zwei ISO-Werten auf und verrechnet das Ergebnis zu einer HDR-Aufnahme. Manuell ist die Empfindlichkeit von ISO 50 bis 25600 wählbar.
Auch beim Thema Verwackelungsschutz wurde noch eine Schippe draufgelegt. Der interne 5-Achsen-Bildstabilisator kooperiert mittels Dual IS mit stabilisierten Objektiven, wodurch laut Panasonic bis zu 7,5 Blendenstufen längere Verschlusszeiten ermöglicht werden sollen. Im zuschaltbaren Boost-Modus werden die Aufnahmen mit der Lumix GH6 zusätzlich zur optischen Stabilisierung nachträglich noch einmal elektronisch ruhiger gerechnet. Ruhig geht es auch beim Verschluss der GH6 zu, der bei Bedarf selbstverständlich elektronisch arbeitet und im Einzelbild-Modus (AF-S) sportliche 75 Bilder pro Sekunde verarbeitet. Mechanisch schafft die Kamera solide vierzehn Bilder in höchster Auflösung von 5776 x 4336 Pixeln bei maximal 95 gespeicherten Fotos. Mit aktivierter AF-Nachführung (AF-C) sind es acht Bilder.
Hohe Serienbildgeschwindigkeit bedarf natürlich auch eines schnellen Autofokus und da wären wir bei der einzigen Schwachstelle. Denn die Panasonic Lumix GH6 setzt weiterhin ausschließlich auf Kontrast-AF statt auf eine flexible Hybrid-Lösung aus Kontrast- und Phasen-Messung. Der Autofokus-Arbeitsbereich liegt laut Hersteller bei -4 EV bis 18 EV und nutzt insgesamt 315 Messfelder. Sämtliche modernen Autofokus-Modi wie Gesichts- und Augen-Erkennung bei Menschen werden selbstverständlich unterstützt. Auch Tiere beziehungsweise deren Augen erkennt die GH6 zuverlässig.
Gehäusedesign der GH5 mit leichten Modifikationen
Bei den Gehäusemaßen hat die Lumix GH6 im Vergleich zum Vorgängermodell GH5 mit 139 x 100 x 100 mm leicht zugelegt. Ausschlaggebend dafür ist in erster Linie das ausgeklügelte Kühlsystem der Kamera, auf welches wir später noch näher eingehen. Mit 823 g in betriebsbereitem Zustand inklusive Akku und Speicherkarte ist die GH6 jedoch immer noch sehr angenehm zu transportieren und fällt auch auf längeren Touren kaum zur Last. Etwas knapp bemessen ist nur die Akkuleistung, denn der mitgelieferte Panasonic DMW-BLK22 Lithiumionen-Akku soll laut Hersteller für gerade einmal 380 Bilder nach CIPA-Standard reichen. Notfalls lässt sich die Kamera unterwegs jederzeit über den USB-C-Anschluss mit einer Powerbank aufladen.
Das robuste Gehäuse ist nicht nur gegen Staub und Spritzwasser geschützt, sondern auch frostresistent. Outdoor-Einsätzen steht somit nichts im Wege. Euer Bild- und Videomaterial speichert ihr dabei wahlweise auf modernen und ultraschnellen CFExpress Typ B Speicherkarten oder der langsameren, aber auch günstigeren SD-Alternative (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II). Für beide Optionen ist je ein Kartenslot vorhanden. Für größtmögliche Konnektivität und allerhand Zubehör verfügt die Lumix GH6 zudem über einen USB 3.2 Typ C Anschluss, einen FullSize HDMI-Ausgang, eine Synchrobuchse, Audio-Eingang und Ausgang (jeweils 3,5mm-Klinke Stereo) und natürlich Bluetooth und WLAN für kabellose Datenübertragung.
Zur Motivgestaltung und Bildkontrolle dient wie bei der GH5 ein elektronischer Sucher mit 3,68 Millionen Bildpunkten, 100% Bildfeldabdeckung, 1,52-facher Vergrößerung und bis zu 120 fps oder das rückwärtige Touchdisplay. Dieses hat eine Größe von drei Zoll und bildet 1,84 Millionen Bildpunkte ab. Für das Fotografieren aus ungewöhnlichen Perspektiven oder die Arbeit mit einem Gimbal ist der LCD-Monitor weiträumig um 180° schwenk- und 270° drehbar. Der durchdachte und gleichzeitig sehr robuste Mechanismus erlaubt dabei selbst bei angeschlossenem HDMI-Kabel volle Beweglichkeit und bietet euch somit sämtliche Freiheiten beim Filmen.
Endlose Videos in Profi-Qualität aufzeichnen
Dass das Hauptaugenmerk bei der Lumix GH6 auf dem Videomodus liegt, lässt bereits ein Blick auf das Kameragehäuse vermuten, denn dieses verfügt im Gegensatz zur GH5 über deutlich sichtbare Lüftungsschlitze. Dahinter verbirgt sich eine aktive Kühlung mit integriertem Lüfter und erste Tests zeigen bereits, dass die neue Lumix damit wirklich jederzeit einen kühlen Kopf bewahrt. Das bedeutet mit anderen Worten: Filmen in sämtlichen Modi so lange Speicherplatz beziehungsweise Akku reichen. Ersterer lässt sich durch separate Speichermedien wie Rekorder oder Festplatten ins Unermessliche maximieren. Für zweiteres Problem gibt es ebenfalls eine praktikable Lösung, nämlich eine externe Stromversorgung via USB-C-Anschluss.
Im Videomodus habt ihr mit der Panasonic Lumix GH6 übrigens die Qual der Wahl aus knapp 60 (!) verschiedenen Aufnahmeformaten, weshalb wir an dieser Stelle nur die wichtigsten Spitzenwerte nennen wollen. Ihr habt als Optimum 5,7k mit stabilen 60 fps und 10 Bit zur Verfügung, könnt bei gleicher Auflösung mit 30 fps aber auch in den Genuss von 5,7k Apple ProRes 4:2:2 HQ kommen. Wobei dies erfreulicherweise mit der GH6 auch ohne externe Rekorder intern in der Kamera aufgezeichnet werden kann. Drosseln wir die Auflösung auf handelsübliche 4k schwirren uns sagenhafte 120 fps mit 4:2:0 Farbuntertastung und 10 Bit Farbtiefe um die Ohren. Für besonders dramatische Zeitlupen filmen wir mit bis zu 300 frames per second in Full-HD (4:2:0, 10 Bit).
Auch bei der Bedienung erleichtert die Lumix GH6 ambitionierten Filmer*innen den Alltag ungemein. Nicht nur verfügt das Gehäuse über gleich zwei Video-Auslöser. Auch eine Audio-Taste ist mit von der Partie, über die ihr direkt zu den komfortablen Pegel-Einstellungen des aufgezeichneten Tons gelangt. Dieser lässt sich über das interne Stereo-Mirkofon (48 kHz, 24 Bit) oder mittels optionalem XLR-Adapter übe gleich vier Kanäle aufnehmen. Als zusätzlichen Bonus bietet die Panasonic Lumix GH6 über die beim Filmen ansonsten ohnehin nicht genutzte Blitzsynchronbuchse Timecode-Unterstützung. Und last but not least signalisieren uns zwei nach außen hin stets gut sichtbare Tally Lights, ob die Kamera gerade aufzeichnet oder nicht.
Tests und Reviews zur Panasonic Lumix GH6
Extrem ausführlich geht es im Review zur Lumix GH6 von Krolop & Gerst zur Sache. Hier wird der Videomodus der kompakten Hybrid-DSLM wirklich in sämtlichen Facetten beleuchtet und so gut wie jede Funktion kurz angetestet sowie gut und auch für Einsteiger*innen einigermaßen verständlich erklärt. Der gesamte Test zieht sich über fast eine komplette Stunde, lässt sich aber hier und dort in langatmigeren Passagen gut skippen beziehungsweise mit erhöhter Wiedergabegeschwindigkeit immer noch gut verständlich und inhaltlich nachvollziehbar anschauen.
Wer nicht ganz so viel Zet investieren möchte, findet im YouTube-Kanal von Martin Flindt die deutlich kürzere Antwort auf eigentlich sämtliche relevanten Fragen, die man sich zur GH6 so stellen kann. Hat sich das Gehäuse grundlegend verändert? Welche Video-Aufnahmeformate und Codecs stehen zur Verfügung? Wie sieht es mit Low Light Performance, Dynamikumfang, Bildstabilisierung und Autofokus aus? Martin gibt euch auf diese und weitere Fragen angenehm prägnante Antworten und hat die Kamera und ihren Funktionsumfang in unter zehn Minuten abgehandelt.
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Fazit: Panasonic setzt MFT wieder auf die Karte
Mit der neuen Lumix GH6 liefert Panasonic eine qualitativ hochwertige und dabei außerordentlich günstige Alternative zu hochpreisigen Cinema-DSLMs von Canon und Sony. Das MFT-Format muss dabei keineswegs eine Einschränkung bedeuten, sondern lässt sich für viele Anwendungsgebiete abseits der großen Kino-Leinwand auch im Profi-Bereich durchaus problemlos nutzen. Ein Pluspunkt für alle Lumix-User*innen ist, dass Panasonic das Gehäusedesign sowie die Menüführung des Vorgängermodells GH5 weitestgehend übernommen hat. Wer mit Panasonic vertraut ist, wird sich an der GH6 intuitiv zurechtfinden. Und das trotz des schier endlos anmutenden Funktionsumfangs.
Denn bei der Entwicklung der GH6 wurde offensichtlich nicht nur an einzelnen Stellschrauben des Vorgängermodells gedreht, sondern es offenbaren sich teilweise extreme Verbesserungen zur GH5. Und die ist in ihrer technischen Ausstattung und ihren Video-Features auch heute noch keineswegs als veraltet einzustufen. Dennoch schafft es die Lumix GH6 sich nicht nur klar von ihrem Vorläufer abzugrenzen, sondern gibt mit 120 fps bei 4k und der Möglichkeit zur internen Aufzeichnung von Apple ProRes sogar noch eine deutlich vernehmbare Kampfansage an die teurere Konkurrenz.
Auch im Foto-Modus gibt die Lumix GH6 kein allzu schlechtes Bild ab und überzeugt neben einem hohen Dynamikumfang und exzellenter Bildstabilisierung mit der Option auf 100 Megapixel-Fotos, welche sich tatsächlich ohne Stativ aus der freien Hand fotografieren lassen. Nur beim Autofokus hätte Panasonic der GH6 eventuell doch eine neue Technologie mit Hybrid-AF spendieren können. Am Ende des Tages erfüllt der Kontrast-AF aber auch seinen Zweck. Ihr sucht eine Video-DSLM, die über Einsteiger-Niveau hinaus geht für deutlich weniger als 4000 Euro? Dann empfehlen wir euch guten Gewissens die Panasonic Lumix GH6.
Preis und Verfügbarkeit der Panasonic Lumix GH6
Die Lumix GH6 wird voraussichtlich Mitte März im Handel erscheinen und vorerst als Body und in zwei verschiedenen Kit-Varianten mit Standard-Zoomobjektiv erhältlich sein. Mit dem Lumix AF 12-60mm f/3.5-5.6 G Vario Asph. OIS bekommt ihr die GH6 für 2399,00 Euro UVP. Etwas mehr hinlegen müsst ihr für das lichtstärkere Leica DG Vario-Elmarit 12-60mm f/2.8-4 ASPH. Diese zweite Kit-Option bekommt ihr für eine unverbindliche Preisempfehlung von 2799,00 Euro.
Wer nur das Gehäuse der Lumix GH6 kaufen möchte, ist mit einem UVP-Preis von 2199,00 Euro im Geschäft. Allerdings soll es laut Panasonic zum Verkaufsstart eine interessante “Early Bird”-Aktion geben. Bei dieser gibt es zur Kamera eine kostenlose CFexpress Typ B Speicherkarte von Lexar mit 128 Gigabyte und eine einjährige Verlängerung der Garantie auf insgesamt drei Jahre obendrauf. Die Aktion soll vom Auslieferungsbeginn bis zum 30. April 2022 laufen. Weitere Infos findet ihr hier.
Kamera | Panasonic Lumix GH6 |
Sensor | 25,2 Megapixel MFT CMOS (Cropfaktor 2,0) |
Bildstabilisator | Ja, elektronischer Bildstabilisator und optischer Sensor-Shift |
ISO | 100 – 25600 nativ, 50 – 25600 manuell |
Autofokus | 315 Kontrastdetektionspunkte, Gesichts-, Augen-, Tieraugen und Tier-Erkennung |
Serienaufnahmen | Bis zu 14 Bilder pro Sekunde, 8 Bilder pro Sekunde bei AF-C und 75 Bilder pro Sekunde bei AF-S und elektronischem Verschluss |
Sucher | OLED-Sucher mit 3,68 Millionen Bildpunkten, 100% Bildfeldabdeckung, 1,52-fache Vergrößerung |
Display | 3 Zoll LCD-TFT mit 1,84 Millionen Bildpunkten, Touchscreen, 180° schwenkbar und 270° drehbar |
Speichermedium | 2 Kartenfächer CFExpress Typ B und SD (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II) |
Anschlüsse | USB C, HDMI, Mikrofonanschluss, Kopfhöreranschluss |
Akku | DMW-BLK22 Akku, bis zu 380 Aufnahmen |
Abmessungen | 139 x 100 x 100 mm |
Gewicht | 823 g |
Bildformate | RAW, JPEG, bis zu 5776 x 4336 Pixel |
Video | Bis zu 5,7K HDR Video 5760 x 4320 Pixel |
Videoformate | MP4 (Codec H.264 & H.265), MOV (Codec H.264, H.265 & Apple ProRes 422 HQ), AVCHD (Codec H.264) |
Zeitlupe | Bis zu 120 fps 4k, 240 fps Full-HD |
Vorteile
- 25,2 Megapixel MFT-CMOS (Cropfaktor 2,0)
- 5,7k 30 fps Apple ProRes 4:2:2 HQ
- 4k mit 120 fps
- Bis zu 300 fps in Full-HD
- Hoher Dynamikumfang von bis zu +13 Blendenstufen
- Unbegrenzte Videos dank aktiver Kühlung
- Zwei gut sichtbare Tally Lights signalisieren Video-Aufzeichnung
- Option auf 4 Kanal Audio mit XLR-Adapter
- Timecode-Unterstützung über Synchrobuchse
- Fotos mit 100 Megapixeln aus freier Hand (Sensor-Shift)
- Robustes und kompaktes Gehäuse
- 5-Achsen-Bildstabilisator
- Großzügig dreh- und schwenkbares Touchdisplay
- Augen- und Gesichts-Erkennung bei Mensch und Tieren
- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Nachteile
- Weiterhin lediglich Kontrast-AF
- Kein Gesichts-AF bei 4k Video mit 120 fps