Der japanische Kamerahersteller Canon komplettiert langsam aber sicher sein Objektiv-Portfolio für das spiegellose EOS R System und präsentiert heute mit dem Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM und Canon RF 1200mm f/8 L IS USM gleich zwei überaus leistungsstarke Super-Tele-Festbrennweiten für den RF-Mount. Beide Objektive richten sich klar an Berufsfotograf*innen, insbesondere an Profis in den Bereichen Sport, Reportage, Natur und Wildlife und warten mit allerhand üppiger Ausstattung auf, um die mitunter besonders hohen Anforderungen an das technische Equipment in diesen doch sehr speziellen Bereichen der Fotografie zu erfüllen.
So sind beide Objektive als Bestandteil von Canons professioneller L-Serie selbstverständlich auf dem neuesten Stand der Technik, was die optische Bildstabilisierung, verlässlichen Witterungsschutz für extreme Wetterlagen und das Handling und den Funktionsumfang angeht. Auch ein größtmögliches Maß an Mobilität und eine hohe Lichtstärke soll trotz der enormen Brennweiten gewährleistet bleiben. Canon gelingt dies alles auf den ersten Blick bei beiden Kandidaten sehr gut und das Canon RF 1200mm f/8 L IS USM kann sogar einen Weltrekord einfahren: Es ist aktuell das in der Brennweite längste AF-Objektiv für spiegellose Kamerasysteme.
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Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM
Eine der Besonderheiten dieser auf Vollformat gerechneten 800 mm Super-Tele-Festbrennweite ist definitiv die Lichtstärke, denn diese fällt mit 1:5.6 in diesem Brennweitenbereich ausgesprochen hoch aus. Trotz der respektablen Offenblende ist das Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM mit Maßen von 163 x 432 mm für ein Super-Tele-Objektiv vergleichsweise kompakt gebaut. Das Gesamtgewicht des massiven Gehäuses beträgt 3,14 kg, als Filtergewinde wird der Standarddurchmesser von 52 mm verwendet, welcher bei sämtlichen aktuellen Tele-Festbrennweiten der L-Serie zum Einsatz kommt. Als L-Objektiv verfügt das Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM neben wie gewohnt einzigartiger Verarbeitung auch über einen Rundumschutz gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser.
Doch damit ist es mit der Outdoor-Tauglichkeit längst nicht getan, denn neben einer flourbeschichteten Frontlinse für bessere Resistenz gegen Schmutz, Wasser und Fett ist das Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM auch wieder mit der L-serientypischen weißen Hitzeschutzbeschichtung versehen, welche durch ihre hohe Reflektionsfähigkeit Wärme ableitet und somit zu konstanter Leistung in der technischen Funktionalität und optischen Bildqualität beiträgt. Aufgrund der hohen Brennweite ist das Objektiv natürlich auch mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, welcher bis zu 4,5 Blendenstufen ausgleicht. Gesteuert wird dieser in drei verschiedenen Modi über die diversen Bedienelemente und Tasten am Gehäuse. Hier finden sich diverse Einstellungsmöglichkeiten und Custom-Funktionen wie Focus Limiter, Focus Presets, Focus Speed und mehrere frei belegbare Funktionstasten.
Im Inneren des Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM geht es nicht weniger komplex zu. Der optische Aufbau des leistungsstarken 800mm-Teles besteht aus 26 Linsen, welche in 18 Gruppen unterteilt sind. Zur Steigerung der Abbildungsqualität und Minimierung von optischen Fehlern befinden sich darunter zwei Linsen mit Fluoritbeschichtung, ein Super-UD- und ein UD-Glaselement. Die Naheinstellgrenze ist für ein Tele-Objektiv mit 2,6 Metern erstaunlich gering. Relativ überraschend ist dann auch der sehr gute Abbildungsmaßstab von 1:2,9. Seine ebenfalls sehr gute Lichtstärke schöpft das Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM aus einer Irisblende mit neun abgerundeten Blendenlamellen. Der kleinste Blendenwert beträgt f/64.

Canon RF 1200mm f/8 L IS USM
Die längere Variante der beiden Neuerscheinungen für den Canon RF-Mount liefert euch eine kleinbildäquivalente Brennweite von sage und schreibe 1200 mm bei einer noch recht ordentlichen Lichtstärke mit f/8 als Anfangsblende. Das Canon RF 1200mm f/8 L IS USM ist dabei mit Abmessungen von 163 x 537 mm nur geringfügig größer als das 800er und wiegt mit 3,34 kg auch nicht viel mehr. Auch diese L-Festbrennweite verfügt über die üblichen Ausstattungsmerkmale wie das 52 mm Filtergewinde, Staub- und Spritzwasserschutz, wärmeabweisende Oberfläche und eine Stativschelle, allerdings kompensiert der optische Bildstabilisator “nur” bis zu vier Blendenstufen. Die Bedienelemente sind die gleichen wie beim Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM, so wie auch das grundlegende Gehäusedesign übernommen wurde.
Auch der optische Aufbau des Canon RF 1200mm f/8 L IS USM unterschiedet sich mit 26 Linsenelementen in 18 Gruppen nicht vom Schwestermodell. Auch hier sind wieder zwei fluoritbeschichtete sowie ein Super-UD und ein UD-Element verbaut. Die Naheinstellgrenze liegt jedoch deutlich weiter weg bei einer kürzesten Fokusdistanz von 4,3 Metern. Der maximale Abbildungsmaßstab des überlangen Super-Tele-Objektivs liegt bei 1:3,4. Ein sehr solider Wert, wie bereits bei der Variante mit 800 mm Brennweite. Wie bei der Ausstattung und beim Linsensystem finden sich auch in der Blendenkonstruktion keine Unterschiede zum Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM. Eine Irisblende aus neun Blendenlamellen mit einem kleinsten Blendenwert von f/64 steuert Lichteinfall und Tiefenschärfe.
Bei beiden Objektiven wird die Blende übrigens in 1/8-Schritten gesteuert, was ein flüssiges Auf- und Abblenden bei Videoaufnahmen gewährleisten soll. Auch der geräuschlose und gleichmäßig arbeitende Autofokus soll professionelles Filmen mit den beiden Super-Tele-Festbrennweiten ermöglichen. Als technische Lösung für den Autofokus kommt ein moderner Ring-USM zum Einsatz. Dualer Fokusantrieb in Kombination mit einer Highspeed-CPU und perfekt auf das AF-System der aktuellen Profi-DSLM Canon EOS R3 abgestimmte AF-Algorithmen sollen bei der Fokussierung bestmögliche Performance liefern.
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Preis und Verfügbarkeit des Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM und Canon RF 1200mm f/8 L IS USM
Laut der aktuellen Pressemitteilung von Canon sollen sowohl das Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM als auch das Canon RF 1200mm f/8 L IS USM voraussichtlich ab Mai 2022 auf dem Markt erhältlich sein. Zur unverbindlichen Preisempfehlung für die beiden professionellen Super-Tele-Festbrennweiten für den RF-Mount hüllte sich der Hersteller in Schweigen. Allerdings sind beide Objektive bereits bei den üblichen Foto-Fachhändlern gelistet. Der Preis für das 800er wird derzeit mit 19.949,00 Euro beziffert, während die 1200mm-Variante mit 23.499,00 Euro zu Buche schlägt.
Beide Objektive werden mit passender Gegenlichtblende, einer Tragetasche sowie einem breiten Trageriemen ausgeliefert. Zur Maximierung der Brennweite sind zudem sowohl das Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM als auch das Canon RF 1200mm f/8 L IS USM mit den Canon RF Extendern 1,4x und 2x in vollem Funktionsumfang inklusive Autofokus und Bildstabilisator kompatibel.
*Nachtrag vom 28.2.2022: Nach wenigen Tagen sorgen die neu angekündigten Super-Teles für den RF-Mount innerhalb der Canon-Community bereits für reichlich Unmut. Tatsächlich handelt es sich beim Canon RF 800mm f/5.6 L IS USM und Canon RF 1200mm f/8 L IS USM im Prinzip jeweils um einen 2x-Konverter ergänzte sowie optisch leicht modifizierte Versionen des Canon RF 400mm f/2.8 L IS USM und Canon RF 600mm f/4 L IS USM, die aufgrund der geringen Neuentwicklungskosten laut Meinung vieler Fotograf*innen von Canon nun weit über Wert verkauft werden.