Eine besonders skurrile Ausstellung mit Fotografien von Jan von Holleben könnt ihr derzeit in der Leica Galerie in Frankfurt am Main begutachten. Der Fotograf und Kinderbuchautor fotografierte für seine aktuelle Serie “SugarWOW” unter anderem allerlei Gegenstände sowie Stillleben von Situationen aus dem alltäglichen Leben. Aber auch abstrakte Muster und Kompositionen fanden den Weg in seine Ausstellung. Allesamt nachgebaut aus Süßigkeiten.
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Kreative Reise in eine bunte Welt aus Zucker
Das Projekt “SugarWOW” des Fotografen und Kinderbuchautoren Jan von Holleben nimmt uns als Betrachter mit auf eine visuelle Reise durch zuckersüße und bunte Bilderwelten rund um das Thema Zucker und seine Omnipräsenz in unserer heutigen Gesellschaft. Der Titel beschreibt dabei die aufputschende Wirkung dieser süchtig machenden Substanz auf unseren Körper, während die fotografischen Werke in ihrer Bildsprache einen Diskurs zwischen geschmacklicher Verlockung, kreativer Motivumsetzung und kritischer Betrachtung des Konsums dieser süßen Volksdroge eingehen.
“SugarWOW” präsentiert uns ein buntes Schlaraffenland aus Süßigkeiten in ästhetisch arrangierten Bildern, deren Sujets zum größten Teil komplett aus zuckerhaltigen Materialien gebaut sind. Jan von Holleben bringt uns den Zucker als eines der bedeutendsten Lebensmittel unserer Zeit dabei in einer ungeahnten Formen- und Farbenvielfalt nahe, die dessen bittersüße Versuchung sogar noch multiplizieren, gleichzeitig aber auch die kritische Auseinandersetzung mit unserem eigenen Konsumverhalten ankurbeln, wenn er uns beispielsweise klebrig-saure Schnüre als Zahnpasta auf die Zahnbürste legt.
Jan von Hollebens Aufnahmen lassen uns die in unserem Alltag konsumierten Unmengen an Zucker aus einer anderen Perspektive erfahren. In den meisten Fällen stehen dabei Dekorativität, Ästhetik und eine große Portion Humor im Vordergrund. Von Hollebens Werke mahnen lieber mit einem lachenden Augenzwinkern statt mit dem erhobenen Zeigefinger. So versprühen seine Fotos zum Teil passenderweise eine kindliche Lebensfreude und Leichtigkeit, während sie uns gleichzeitig an den nächsten Zahnarztbesuch denken lassen. Forografiert wurden sämtliche Aufnahmen zur Ausstellung “SugarWOW” mit einer Leica SL2.
“Keine andere Droge ist so weit verbreitet und niemand kann ohne sie. Zucker ist einfach das Allertollste für uns Lebewesen.”
Jan von Holleben im Interview

“Die Welt der Süßigkeiten ist sehr komplex und intensiv. Wir Menschen haben in allen Kulturen einen sehr speziellen Umgang mit Zucker. Dabei ist der Übergang von essenzieller Ernährung (zum Beispiel Kohlenhydrate und Säuren, die sich im Körper zu Zucker verwandeln) über süßes Gebäck zu dem, was wir Süßigkeiten nennen, fließend. Süßigkeiten sind extremes Zuckerzeug – Zucker fast in Reinform, versetzt mit etwas Farbe und ein paar anderen Inhaltsstoffen für noch bessere Haltbarkeit, Materialität oder Sensorik.”
Jan von Holleben im Interview
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Kurzporträt zum Künstler Jan von Holleben
Jan von Holleben wurde 1977 in Süddeutschland geboren und wuchs dort im ländlichen Raum in einer alternativen Kommune auf. Seine Eltern arbeiteten als Kindertherapeutin und Kameramann, was den jungen Jan von Holleben bereits früh in seiner künstlerischen und kreativen Entwicklung prägte. Im Alter von dreizehn Jahren begann er mit einer Kamera seine ersten Schritte in die Fotografie, wobei er große Experimentierfreude zeigte und sich alle möglichen “Zaubertricks” Zunutze machte, um seine Phantasie und Vorstellungskraft mit Hilfe von Fotos zu visualisieren. Nach einem Studium der Behindertenpädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg ging er nach London, wo er 2002 am Surrey Institute of Art and Design in Farnham seinen Abschluss in Theorie und Geschichte der Fotografie absolvierte.
Erste Berufserfahrungen machte Jan von Holleben im Anschluss als Art Director und Bildredakteur in der Londoner Fotografie-Szene, wo er auch die beiden Foto-Gruppen Young Photographers United und photodebut gründete. Angelehnt an sein Pädagogikstudium und die Arbeit seiner Mutter stand im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffensprozesses stets das Konzept des “homo ludens”, des spielerisch lernenden Menschen. Nach diesem Modell entwickeln wir unsere kulturellen Fähigkeiten, individuellen Eigenschaften und unsere daraus erwachsende Persönlichkeit stets aus dem Spiel und der darin enthaltenen Möglichkeit zur Überschreitung von in der Realität gesetzten Grenzen heraus.
Jan von Hollebens Fotografien zeichnen sich durch einen frischen Blick gepaart mit pädagogischen Ansätzen aus. Seine Werke wurden weltweit ausgestellt. Neben seiner Arbeit als Fotograf veröffentlichte er bereits 20 Kinder- und Künstlerbücher in sechzehn Sprachen. Seinen Lebensmittelpunkt und Arbeitsplatz hat Jan von Holleben derzeit in Berlin, Deutschland.
Die Ausstellung “SugarWOW” von Jan von Holleben läuft vom 5. Mai bis zum 29. Juli 2023 in der Leica Galerie Frankfurt in Frankfurt am Main. Weitere Infos bekommt ihr unter https://store.leica-camera.com/de/de/galerie-frankfurt