Mit dem Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR präsentierte der japanische Kamera- und Objektivhersteller Fujifilm vor Kurzem einen Nachfolger für das lichtstarke Fujinon XF 56mm f/1.2 R, welches bereits vor über acht Jahren im Februar 2014 veröffentlicht wurde. Die in die Jahre gekommene Porträt-Festbrennweite für den X-Mount wird nun durch eine neue Generation abgelöst, wobei sich an den grundlegenden Spezifikationen nicht viel ändert. Auch das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR überzeugt auf dem Datenblatt zunächst mit einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 85 mm sowie einer ausgesprochen hohen Lichtstärke von 1:1.2 und trägt das Kürzel “R” im Namen, welches bei Objektiven von Fujifilm auf einen Blendenring verweist.
Im Titel des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR findet sich nun aber noch ein zusätzliches “WR” und auch darüber hinaus hat dieses High-End-Objektiv einiges mehr zu bieten als das Vorgängermodell. Das sei ihm auch dringend geraten. Denn natürlich haben sich in den letzten acht Jahren nicht nur Objektive, sondern auch Kameratechnik und Bildsensoren zum Teil grundlegend verändert. So muss das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR heutzutage eben auch am hochauflösenden CMOS einer Fujifilm X-H2 bestehen können. Um herauszufinden, ob es das tut, haben wir wieder reihenweise Tests und Reviews konsultiert. Viel Spaß beim Lesen und hinterlasst uns gern euer Feedback in den Kommentaren!
Inhaltsverzeichnis
- Lichtstarke Porträt-Festbrennweite mit Outdoor-Tauglichkeit
- Technik und Performance des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR
- Bildqualität des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR
- Tests und Reviews zum Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR
- Fazit: Deutlich verbesserte Neuauflage eines lichtstarken Porträt-Klassikers
- Preis und Verfügbarkeit des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR
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Lichtstarke Porträt-Festbrennweite mit Outdoor-Tauglichkeit
Beim Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR handelt es sich um ein auf Bildsensoren im APS-C-Format ausgelegtes Objektiv für den Fujifilm X-Mount. Auf die als Brennweite angegebenen 56 mm müssen wir also noch den Cropfaktor rechnen, womit wir bei einer kleinbildäquivalenten Brennweite von circa 85 mm landen und 28,5° Bildwinkel in der Diagonalen landen. Das entspricht im KB-Format ziemlich genau den üblichen Daten einer Porträt-Festbrennweite und genau um diese handelt es sich beim Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR auch. Neben der nahezu verzerrungsfreien Darstellung und dem
Freistellungseffekt einer Tele-Optik bietet das Fujinon mit seiner Anfangsblende von f/1.2 darüber hinaus auch noch ein außergewöhnliches Bokeh als Sahnehäubchen.
Mit Abmessungen von 79,4 x 76 mm und einem Gewicht von 445 g hat das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR im Vergleich zum Vorgänger allerdings sichtlich zugenommen. Das Außengehäuse besteht komplett aus Metall, was erfreulicherweise auch für das 67mm-Frontfiltergewinde gilt. Langlebigkeit und Robustheit sollten also gegeben sein. Deutlich besser geschützt ist nun auch das Innenleben des Objektivs. Denn die eingangs erwähnte Abkürzung “WR” steht bei Fujifilm für “water repellent”, was sich mit wasserabweisend übersetzt. Kritische Spaltmaße und Öffnungen des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR sind mit Dichtungen gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt. Auch am Metallbajonett findet sich eine entsprechende Gummilippe. Des Weiteren ist das Gehäuse laut Fujifilm bis minus 10 °C frostsicher.
An Ausstattung bringt das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR allerdings weiterhin wenig mit. Das Gehäusedesign wurde leicht modifiziert, es bleibt aber bei den nötigsten Bedienelementen. Über einen Fokusring lässt sich bei Bedarf die Schärfeebene punktgenau manuell verschieben. Ein zweiter Einstellring ist für die Steuerung der Blende zuständig. Diese lässt sich in 1/3-Stufen einstellen, welche spür- und hörbar gerastert sind. Allerdings könnt ihr die Rasterung nicht deaktivieren, was beim Filmen etwas Komfort nimmt. Wie bei den meisten Objektiven der Konkurrenz verfügt auch der Blendenring über eine Automatik-Position. Diese wird mittels Druck auf einen Arretierungsknopf angewählt, was versehentliches Umschalten der Modi verhindert.
Technik und Performance des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR
Auch im optischen Aufbau der neuen Generation von Fujifilms Porträt-Objektiv für den X-Mount hat sich einiges getan. Im Inneren des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR verrichten nun dreizehn statt wie früher elf Linsenelemente ihren Dienst. Diese sind weiterhin in acht Gruppen unterteilt und beinhalten zur besseren Korrektur von Farb- und Abbildungsfehlern zwei asphärisch geschliffene Linsen sowie ein ED-Element. Stark verbessert hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell die Naheinstellgrenze, welche nun bei einer vergleichsweise kurzen Distanz von 50 cm liegt. Beim älteren Fujinon XF 56mm f/1.2 R betrug der minimale Abstand zwischen Motiv und Sensorebene satte 20 cm mehr. So konnte dann auch der Abbildungsmaßstab mit einem Optimum von 1:7,1 ordentlich gesteigert werden.
Einiges getan hat sich auch im Herzstück des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR, nämlich der Blende. Diese lässt sich nach wie vor in Drittelschritten zwischen Anfangsblende f/1.2 auf einen kleinsten Blendenwert von f/16 abblenden. An der Lichtstärke hat sich somit nichts getan. Die für die Regulierung des Lichteinfalls zuständige Konstruktion besteht nun jedoch aus insgesamt elf statt nur sieben Blendenlamellen und bietet damit eine annähernd runde Öffnung. Das wirkt sich noch einmal sichtbar positiv auf das wirklich wunderschöne Bokeh des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR aus, welches bereits bei der ersten Generation dieses Objektivs keineswegs ernsthaft bemängelt werden konnte.
Leider nicht wirklich verbessert hat sich das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR beim Autofokus. Hier kommt weiterhin ein innenfokussierendes System mit etwas behäbigem Gleichstrom-Motor statt Fujifilms moderne Linearmotor-Technologie zum Einsatz. Für Porträt-Fotografie arbeitet der AF-Antrieb in der Regel durchaus schnell und präzise genug. Trotzdem hätten wir uns in diesem Bereich ein Upgrade auf zeitgemäßere Ausstattung gewünscht. Zumal das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR preislich nicht gerade in niedrigen Regionen angesiedelt ist und somit zumindest aus der Erwartungshaltung der Käufer*innen heraus auch sämtliche Funktionen auf dem neuesten Stand der technischen Entwicklung sein sollten.
Bildqualität des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR
Bei der Bildqualität weiß das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR in den meisten Bereichen vollends zu überzeugen, während in puncto Auflösung leider noch etwas Luft nach oben bleibt. Zumindest gilt das für den Einsatz an der aktuellen Fujifilm X-H2 mit ihren 40,2 Megapixeln, die das Objektiv zumindest im Labortest doch spürbar an seine Grenzen bringen. Zwischen Blende f/1.2 und f/2 bewegt sich die Randauflösung der Porträt-Festbrennweite bei 50 Prozent Kontrast um die 45 lp/mm und schafft es erst ab f/5.6 über 70 lp/mm, was allgemeinhin als okay gilt. Für das bloße Auge sehen die Fotos aber auch bereits bei Offenblende f/1.2 bis zum Bildrand de facto knackig scharf aus. Und wer das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR an den 26MP-Bildsensoren älterer Fujifilm X-Modelle nutzen möchte, wird ohnehin nichts zu befürchten haben.
Einen richtig guten Job macht das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR bei der internen Behebung von Abbildungsfehlern. Die leicht kissenförmige Verzeichnung ist selbst mit deaktiviertem Korrekturprofil wirklich nur zu erahnen. Gleiches gilt für die Randabdunklung durch Vignettierung, welche mit ihrem sanften Verlauf und einem Maximum von 0,7 Blendenstufen für ein Objektiv mit Offenblende f/1.2 wirklich nicht der Rede wert. Auch chromatische Aberrationen halten sich beim Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR extrem in Grenzen. Lediglich im Bokeh sind mitunter minimale Farbsäume erkennbar. Etwas störend ist eigentlich nur der Kontrastverlust bei Gegenlicht und die dabei auftretenden Lens Flares. Aber selbst die fallen nicht allzu stark aus und lassen sich meist gut als stimmungsgebendes Detail in die Bildkomposition integrieren.
Insgesamt sollte dieses Fujinon mit seinen Leistungen auch Berufsfotograf*innen mit höchsten Ansprüchen noch richtig Spaß bringen. Das Hauptverkaufsargument einer Porträt-Festbrennweite mit Blende f/1.2 bleibt in der Regel nämlich ein besonderes Bokeh. Und dieses sieht beim Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR wirklich spektakulär aus. Die Unschärfekreise kommen komplett ohne überstrahlte oder abgesetzte Konturen aus und bewegen sich in der Form nur minimal in Richtung des typischen “Cat eye”-Effekts. Auch leicht abgeblendet überzeugt das Bokeh mit einem butterweichen und ruhigen Gesamteindruck. Hier macht sich das Update der Blende von sieben auf elf Lamellen deutlich bezahlt.
Tests und Reviews zum Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR
Einen kurzen Überblick zum Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR im deutschsprachigen Video-Review erhaltet ihr bei ValueTechTV. In knapp sieben Minuten Länge werden hier die wichtigsten Daten zu Fujifilms Porträt-Festbrennweite abgehandelt und für die Beurteilung von Objektiven relevante Faktoren wie Bildschärfe, Bokeh und Tempo des Autofokus beim Filmen auf den Prüfstand gestellt. Im abschließenden Fazit erhält das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR eine ausgesprochen gute Gesamtbewertung, die wir in dieser Form in Gänze nachvollziehen können.
Ebenfalls sehenswert ist das Review zum Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR auf dem englischsprachigen YouTube-Kanal des britischen Fotografen Christopher Frost. Dieser Beitrag präsentiert uns etwas mehr Einblick in die Abbildungsqualitäten des Objektivs anhand von hübschen Beispielbildern abwechslungsreich ausgewählter Motive. Negativ Erwähnung findet in diesem Praxistest eigentlich nur die leicht verbesserungswürdige Performance des Autofokusmotors, während die Schärfe der Festbrennweite auch bei Offenblende f/1.2 an der Fujifilm X-H2 ohne jede Kritik wegkommt und als ziemlich perfekt bewertet wird.
Für den optimalen Gesamteindruck sollte man die Leistung eines Objektivs natürlich nicht nur an subjektiven Meinungen von Einzelpersonen festmachen. Daher haben wir auch einen Abstecher zu den Kolleg*innen von Digitalkamera.de gemacht, wo das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR bis ins Detail im Labor getestet wurde. Die kompletten Test-Ergebnisse könnt ihr euch wie immer gegen ein geringes Entgelt auf der Website als pdf herunterladen. Von den bisher verfügbaren Tests zum Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR ist dieser wohl der kritischste, was aber eben vor allem an der Tatsache liegt, dass kaum jemand der üblichen Verdächtigen neues Equipment unter professionellen Laborbedingungen testet.
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Fazit: Deutlich verbesserte Neuauflage eines lichtstarken Porträt-Klassikers
Mit dem Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR erweitert sich das Objektivsortiment für den X-Mount um eine höchst interessante Porträt-Festbrennweite, bei der es keineswegs um bloße Geldmacherei geht. Fujifilm hat dieser Neuauflage im Direktvergleich zum Vorgängermodell nämlich gleich mehrere prägnante Verbesserungen spendiert. Da ist zuallererst der nun endlich integrierte Schutz gegen Staub und Spritzwasser zu nennen. Sowie die deutlich aufgepeppte Blendenkonstruktion mit nun elf statt nur sieben Blendenlamellen für eine perfekt runde Öffnung. Aber auch mit der verkürzten Naheinstellgrenze sammelt das Fujinon Punkte und rechtfertigt schlussendlich sogar eine Anschaffung für den Fall, dass ihr die alte Generation bereits besitzen solltet.
Wirkliche Kritikpunkte können wir gegenüber dem Entwickler*innen-Team von Fujifilm nur an wenigen Stellen liefern. Einen internen Bildstabilisator hätte man dem Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR durchaus gönnen können. Allerdings wäre das Objektiv dadurch nicht nur teurer, sondern auch deutlich größer geworden und alle aktuellen Kameras der X-Serie haben dieses Feature ohnehin an Bord. Dass die Rasterung des Blendenrings nicht deaktivierbar ist, gestaltet sich beim Filmen unvorteilhaft, stellt für ein eindeutig als Porträt-Linse definiertes Objektiv aber keinen Beinbruch dar. Bleibt nur der Autofokus, den man wirklich etwas moderner hätte ausrüsten können. Aber auch hier gilt: Das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR ist eben kein Sport-Objektiv und für Shootings mit einem sich bewegenden Model reicht das Tempo allemal.
Das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR zeichnet sich in erster Linie also durch insgesamt tolle Bildqualität und angesichts der außergewöhnlich hohen Lichtstärke dennoch angenehme Kompaktheit aus. Und das ohne den Preisrahmen einer leistungsstarken Porträt-Festbrennweite allzu sehr zu sprengen. Tatsächlich bleibt es für ein Objektiv mit kleinbildäquivalenten 85 mm Brennweite und derartiger Leistung sogar noch vergleichsweise günstig. Insgesamt beschreitet Fujifilm damit einen in unseren Augen ziemlich perfekten Mittelweg. Daher können wir der aktuellen Generation der lichtstarken Porträt-Festbrennweite für spiegellose Fujifilm X-Mount APS-C-Kameras an dieser Stelle guten Gewissens eine vollumfängliche Kaufempfehlung aussprechen.
Preis und Verfügbarkeit des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR
Das Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR ist offiziell seit Ende September 2022 auf dem deutschen Markt erhältlich. Die unverbindliche Preisempfehlung der lichtstarken Porträt-Festbrennweite für Fujifilm APS-C-DSLMs mit X-Mount Bajonettsystem betrug zum Verkaufsstart 1199,00 Euro, was weiterhin dem aktuellen Neupreis entspricht. Im Lieferumfang des Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR ist neben Objektivdeckeln eine runde Gegenlichtblende sowie ein Einschlagtuch zum Transport des Objektivs enthalten.
Objektiv | Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR |
Anschluss | Fujifilm X-Mount |
Bildgröße | APS-C-Format |
Brennweite | 56 mm (85 mm kleinbildäquivalent) |
Offenblende | f/1.2 |
Filterdurchmesser | 67 mm |
Anzahl Blendenlamellen | 11 |
Linsensystem | 13 Elemente in 8 Gruppen inklusive zwei asphärische Linsen und ein ED-Element |
Kleinste Blende | f/16 |
Naheinstellgrenze | 50 cm |
Max. Abbildungsmaßstab | 1:7,1 |
Diagonaler Bildwinkel | 28,5° |
Bildstabilisator | Nein |
AF-Motor | Ja |
Abmessungen | 79,4 x 76 mm |
Gewicht | 445 g |
Staub-/Spritzwasserschutz | Ja |
Zubehör | Objektivdeckel, Bajonettdeckel, Gegenlichtblende, Einschlagtuch |
Vorteile
- 85 mm Festbrennweite (kleinbildäquivalent)
- Extrem gute Lichtstärke 1:1.2
- Sehr gute Schärfe
- Sehr gute Bildqualität
- Nahezu verzeichnungsfrei
- Kaum Vignettierung und chromatische Aberrationen
- Weiches und ruhiges Bokeh
- Kompaktes und robustes Gehäuse
- Staub- und Spritzwasserschutz
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Nachteile
- Autofokus weiterhin ohne Linearmotor
- Blendenring nicht entklickbar
- Kein optischer Bildstabilisator