Eine der bisher interessantesten Neuerscheinungen des Jahres 2021 stammt von Fujifilm und hört auf die Markenbezeichnung GFX 100S. Kenner*innen des Sortiments des japanischen Kameraherstellers werden nun sofort an die Mittelformatkamera GFX 100 denken und tatsächlich handelt es sich bei der Fujifilm GFX 100S um eine abgespeckte Version des bekannten Profi-Modells mit G-Bajonett. Auch in der Fujifilm GFX 100S steckt ein ultrahochauflösender Mittelformat-Bildsensor mit einer Auflösung jenseits der 100 Megapixel. Verpackt wurde diese Abbildungsleistung allerdings handlich und leicht in einem Gehäuse, das eher an professionelle Vollformat-DSLMs erinnert und zu einem ähnlichen Verkaufspreis daherkommt.
Die Fujifilm GFX 100S ist damit wie die Vorgängermodelle GFX 50S und GFX 50R mehr ein weiterer Angriff auf das Kleinbildformat statt direkte Konkurrenz für den ohnehin nur von wenigen Herstellern besetzten und somit elitären Mittelformat-Sektor. Und tatsächlich könnte die GFX 100S den Vollformat-Flaggschiffen von Sony, Canon und Nikon durchaus in die Quere kommen. Grund genug, uns die Kamera einige Monate nach Erscheinungsdatum noch einmal in Ruhe anzuschauen. Neben sämtlichen Daten und Fakten findet ihr wie gewohnt natürlich auch empfehlenswerte Tests und Reviews im weiteren Verlauf des Artikels. Wenn ihr Fragen habt oder uns Anregungen und Feedback geben wollt, freuen wir uns wie immer über eure Kommentare.
Inhaltsverzeichnis
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Dreistellige Megapixelzahl und recht flotter Autofokus
Das Herzstück der Fujifilm GFX 100S ist selbstverständlich der hinter dem G-Objektivbajonett versteckte Mittelformat-CMOS-Bildsensor. Mit 32,9 x 43,8 mm ist dieser zwar kleiner als aktuelle Profiklasse-Mittelformat-Sensoren der Konkurrenz von Phase One und Hasselblad (40 x 53,4 mm), bietet aber immer noch deutlich mehr Sensorfläche als ein handelsüblicher Vollformat-CMOS mit 24 x 36 Millimetern. Dementsprechend detailreich und brillant sind die Fotos der Fujifilm GFX 100S. Im Zusammenspiel mit dem leistungsstarken X Prozessor 4 mit Quad-Core-CPU liefert der CMOS eine beachtliche Auflösung von effektiven 101,8 Megapixeln (maximale Bildgröße 11648 x 8736 Pixel) im 4:3 Format in den Dateitypen JPEG, TIFF und RAW, wahlweise mit 24, 42 oder 48 Bit Farbtiefe.
Die ISO-Empfindlichkeit der GFX 100S reicht dabei von ISO 50 bis zu einem Maximalwert von ISO 102400. Bis zu ISO 1600 ist die Mittelformat-DSLM aktuellen Vollformat-Konkurrentinnen übrigens absolut ebenbürtig. Erst im hohen ISO-Bereich können niedriger auflösende Bildsensoren sich mit etwas besserem Rauschverhalten durchsetzen. In Low-Light-Situationen seid ihr mit der GFX 100S jedoch nicht zwingend auf hohe ISO-Zahlen angewiesen. Ein optischer Bildstabilisator (Sensor-Shift) ermöglicht alternativ auch längere Belichtungszeiten frei von Verwackelungen. Auch auf einen Videomodus müsst ihr nicht verzichten. Hier bietet die Mittelformat-DSLM Video-Aufnahmen von bis zu zwei Stunden in 4k (4096 x 2160) mit 30 fps und 400, 200 oder 100 MBit/s in MP4 oder MOV (Codec H.264 & H.265).
Mit 425 AF-Sensoren ist fast die gesamte Bildfläche der Fujifilm GFX 100S weiträumig mit Phasen-AF-Pixeln bestückt. Im Vergleich zu anderen Mittelformatkameras ist der Autofokus der GFX 100S dabei äußerst leistungsstark und fokussiert selbst bei -5,5 EV noch mit einer durchschnittlichen Reaktionszeit von 0,18 Sekunden. Zudem bietet das Autofokus-System AF-Nachverfolgung mit Augen- und Gesichtserkennung. In Tests liefert der Autofokus bei unbewegten Motiven sehr gute Ergebnisse, könnte jedoch in der Nachverfolgung präziser sein. Bei einer Serienbildfunktion von fünf Bildern pro Sekunde in höchster Auflösung und einem Pufferspeicher für maximal 42 Fotos werdet ihr die Fujifilm GFX 100S jedoch selten für Sport- und Action-Aufnahmen nutzen.
Verschlanktes Gehäusedesign mit durchdachten Bedienelementen
Ein Höchstmaß an Mobilität beim Fotografieren ist mit der Fujifilm GFX 100S definitiv gewährleistet. Ihr stabiles Magnesiumgehäuse ist gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet und mit 150 x 104 x 87 mm und 908 g im Vergleich zum Schwestermodell GFX 100 geradezu winzig. Tatsächlich bewegt sich die GFX 100S wie die halb so hoch auflösenden GFX 50S und 50R in der Größenordnung einer normalen Profi-DSLM/DSLR, bietet mit ihrem Auflösungsvermögen von über 100 Mepapixeln jedoch eine Bildqualität, welche gerade im Bereich der Architektur- und Landschaftsfotografie kaum mit Gold aufzuwiegen ist. Im Hinterkopf behalten sollte man trotz des vergleichsweise schlanken Kamerabodys jedoch, dass entsprechend hochqualitative GF-Objektive für das G-Bajonett keinesfalls Leichtgewichte sind.
Äußerlich bietet das Gehäuse der Fujifilm GFX 100S das bekannte Design mit Metallfinish auf der Oberseite und nahezu durchgehender Belederung des restlichen Gehäuses. Sämtliche Bedienelemente sind in einem aufgeräumten und übersichtlichen Layout angeordnet und gewährleisten einen möglichst hohen Bedienkomfort. Unter anderem bietet der Body der GFX 100S einen praktischen AF-Joystick, das obligatorische PSAM-Moduswahlrad, zwei mit Daumen und Zeigefinger bedienbare Einstellräder, jeweils einen Umschalter für Movie/Still und die verschiedenen AF-Modi sowie zwei frei belegbare Funktionstasten. Sehr gut gefällt uns das geräumige und prima ablesbare Schulterdisplay mit allen relevanten Kameraeinstellungen. Alternativ könnt ihr euch dort auch virtuelle Einstellräder oder ein Histogramm anzeigen lassen.
Auch bei den Anschlussmöglichkeiten sind sämtliche wichtigsten Optionen gegeben. Neben Blitzschuh und Blitzsynchro-Buchse, Micro-USB, Micro-HDMI sowie Audioeingang und Ausgang für Mikrofon und Kopfhörer (3,5 mm Klinke) bietet die Fujifilm GFX 100S natürlich auch volle kabellose Konnektivität zu mobilen Endgeräten via Bluetooth und WLAN. Als Speichermöglichkeit stehen zwei SD-Kartenfächer (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II) zur Verfügung, welche seitlich im Handgriff untergebracht sind. Dort findet auch der Lithium-Ionen Akku vom Typ NP-W235 Platz. Mit einer vollen Akkuladung soll die Kamera laut Herstellerangaben 460 Bilder nach CIPA-Standard schaffen. Ein optionaler Batteriegriff ist zum Unmut vieler Fujifilm-Nutzer*innen leider nicht erhältlich, immerhin lässt sich die Kamera auch in angeschaltetem Zustand über den USB-Anschluss laden.
OLED-Sucher und Display erfüllen aktuellen Standard
Das bisher sehr positive Bild der Fujifilm GFX 100S wird beim Blick auf die technischen Möglichkeiten zur Bildgestaltung nicht völlig getrübt, aber zumindest ein Feature des Schwestermodells vermissen wir an dieser Stelle doch sehr. Bei der GFX 100 konnten wir den OLED-Sucher bei Bedarf nämlich mit wenigen Handgriffen auf einen flexibel nach oben sowie links und rechts schwenkbaren Winkelsucher umrüsten. Beim neuen Mittelformat-Modell von Fujifilm ist das Okular leider fest im Gehäuse verbaut, wodurch auch die Möglichkeit zur Umrüstung mit optionalem Zubehör entfällt. Wie bereits der fehlende Batteriegriff wird das für viele Fotograf*innen in der alltäglichen Nutzung keine große Rolle spielen, für manche Anwendungsbereiche kann dieses Feature jedoch essenziell hilfreich sein.
Auch etwas kleiner ist der OLED-Sucher im Vergleich zur GFX 100 geworden. Statt 0,86-fache bietet er lediglich 0,77-fache Vergrößerung bei weiterhin 100 % Bildfeldabdeckung. Die Auflösung von 3,69 Millionen Bildpunkten entspricht dem heutigen Standard für Profi-Kameras. Das Livebild wird in der Praxis angenehm flüssig und detailreich dargestellt. Neben praktischen Hilfslinien für die allgemeine Erleichterung der Bildkomposition und Ausrichtung des Horizonts lassen sich optional verschiedene Parameter wie Histogramm und Belichtungsvorschau ins Sucherbild einblenden.
Selbstverständlich verfügt die Fujifilm GFX 100S auch über ein rückwärtiges LCD-Display mit Touchfunktion. Dieses misst 3,2 Zoll (8,1 cm Bilddiagonale), löst mit 2,36 Millionen Bildpunkten auf und bleibt mit einer Leuchtdichte von 750 cd/m² auch in hellerer Umgebung gut ablesbar. Zur leichteren Bedienung der Kamera in extremen Perspektiven oder beim Einsatz auf einem Stativ oder Gimbal ist das Display 90° nach oben und 45° nach unten neigbar sowie um 60° schwenkbar. Das Display unterstützt zudem neben Touch-Autofokus auch vier verschiedene Wischgesten zum schnelleren Abrufen von Funktionen.
Tests und Reviews zur Fujifilm GFX 100S
Wie gewohnt halten wir an dieser Stelle einige empfehlenswerte Tests und Reviews zu den vorgestellten Produkten für euch parat und möchten euch für einen ersten informativen Überblick zur Fujifilm GFX 100S das Hands-on Review von Thomas B. Jones empfehlen. Hier werden so gut wie sämtliche Neuerungen und Features der kompakten Mittelformatkamera kurz und knapp angesprochen, ohne dass sich allzu sehr in Details verloren wird. Ideal also für alle Ungeduldigen unter euch. Auch einige mit der Kamera aufgenommene Beispielbilder sind zum Abschluss des Videos mit dabei.
Weitaus umfassender geht es bei Krolop & Gerst zur Sache, deren Praxistest dann auch auf eine sehr stolze Länge von 1:17:38 kommt. Neben wirklich ausführlichen Erklärungen zu sämtlichen Kamerafunktionen bekommt ihr in diesem Video aber auch viele interessante Einblicke in Model-Shootings im Studioalltag inklusive einem kleinen Tutorial zu Lichtsetzung bei etwa 1:00:45. Zwischendurch begibt sich der Kollege auch gern mal auf Abstecher in andere Themengebiete, wie beispielsweise eine theoretische Abhandlung über den Zusammenhang zwischen Sensorgrößen und Cropfaktoren. Wir persönlich finden dieses etwas chaotische Konzept sehr cool und superinteressant, haben das Video aber auch mit 2x Wiedergabegeschwindigkeit geschaut.
Die Paradedisziplin der Fujifilm GFX100S ist aber ihre hohe Bildqualität, was nicht zuletzt an den hervorragenden Objektiven liegt, die spielend mit den über 100 Megapixeln Sensorauflösung zurechtkommen.
Digitalkamera.de
Wer lieber lesen statt schauen möchte, findet einen sehr ausführlichen Testbericht zur Fujifilm GFX 100S auf Digitalkamera.de. Die Kolleg*innen dort haben die Kamera wie gewohnt auch einem Labortest unterzogen und ihr bekommt somit detaillierte Einblicke in die Leistung der GFX 100S im Zusammenspiel mit dem Fujifilm-Objektiv GF 63 mm F2.8 R WR. Der Artikel gibt bereits Aufschluss über die nahezu perfekte Bildqualität. Für die alle Werte könnt ihr euch zusätzlich sämtliche Testergebnisse mit Diagrammen und Beispielfotos gegen geringes Entgelt als pdf herunterladen. In den weiterführenden Links findet ihr zudem Tests zu den wichtigsten bisher für das G-Bajonett verfügbaren Objektiven.
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Fazit: Extrem teuer, aber jeden Euro wert
Mit der GFX 100S hat Fujifilm den bereits mit der GFX 50S und GFX 50R eingeschlagenen Weg einer vergleichsweise kompakten und benutzerfreundlichen spiegellosen Mittelformatkamera konsequent weiter beschritten. Mit ihren 101,8 Megapixeln liefert die Kamera unter Studiobedingungen eine brachial hohe Schärfe und extremen Detailreichtum, kann dank ihrer Größe aber auch problemlos unterwegs im Outdoor-Einsatz verwendet werden. In der Landschafts- und Architekturfotografie lässt sie dabei jede Vollformat-DSLM links liegen. Nur bei actionreichen Szenen hat sie aufgrund einer limitieren Serienbildgeschwindigkeit von fünf Bildern pro Sekunde und einem Datenvolumen von 200 MB pro RAW und 60 bis 70 MB pro JPEG klar das Nachsehen gegenüber Kameras mit niedriger auflösenden Bildsensoren im Kleinbildformat.
Auch im Handling lässt die GFX 100S eigentlich nichts zu wünschen übrig. Sämtliche Bedienelemente der Kamera sind auf den ersten Blick selbsterklärend und haben ihre volle Daseinsberechtigung für einen bestmöglichen Workflow. Touchscreen und Schulterdisplay bieten jederzeit einen schnellen Blick auf Einstellungen sowie Histogramm und der Autofokus lässt sich wahlweise via AF-Joystick oder Fingertipp auf das Display steuern. Für eine kreativere Bildgestaltung ohne mühselige digitale Nachbearbeitung stehen zudem die von Fujifilm bekannten Filmsimulationen zur Verfügung. So lässt sich auch mit der Fujifilm GFX 100S direkt im Retro-Look eines cross-entwickelten Dias oder im Schwarz-Weiß-Modus mit Sepia-Tönung fotografieren.
Allerdings verdankt die Fujifilm GFX 100S ihrem Ausstattungspaket, der enorm hohen Auflösung und herausragenden Bildqualität eben auch einen sehr teuren Verkaufspreis. Hinzu kommt, dass das Optimum an Abbildungsleistung nur mit den entsprechend hochpreisigen GF-Objektiven erreicht wird. So sind wir bei einer Standard-Ausrüstung bestehend aus Kamera nebst Weitwinkel, Normalbrennweite und Tele schnell bei einer Summe im fünfstelligen Bereich angelangt. Daher wird das Fotografieren mit der Fujifilm GFX 100S in erster Linie professionellen Berufsfotograf*innen vorenthalten bleiben. Trotzdem ist die GFX 100S für eine 100 Megapixel-Mittelformat-DSLM im Vergleich zu Konkurrenzmodellen erstaunlich günstig. Und wer sie sich leisten kann, wird diese Kamera so schnell nicht wieder hergeben wollen.
Preis und Verfügbarkeit der Fujifilm GFX 100S
Seit ihrer Markteinführung im Februar 2021 ist die Fujifilm GFX 100S derzeit in den meisten Onlineshops gut sortierter Foto-Fachgeschäfte problemlos und ohne Verzögerung lieferbar. Die unverbindliche Preisempfehlung für dieses Mittelformat-Monster mit sagenhaften effektiven 101,8 Megapixeln liegt aktuell allerdings auch bei saftigen 5999,00 Euro. Bei günstigeren Geräten übliche Kit-Angebote bestehend aus Kamera und Objektiv sind für die Fujifilm GFX 100S keine auf dem Markt erhältlich.
Kamera | Fujifilm GFX 100S |
Sensor | 101,8 Megapixel Mittelformat-CMOS |
Bildstabilisator | Ja, Sensor-Shift (optisch) |
ISO | 100 – 12800 nativ, 50 – 102400 manuell |
Autofokus | Phasenvergleich-Autofokus mit 425 Sensoren, Gesichts- und Augen-Erkennung |
Serienaufnahmen | Bis zu 5 Bilder pro Sekunde bei höchster Auflösung |
Sucher | 3,69 Millionen Bildpunkten, 100% Bildfeldabdeckung, 0,77-fache Vergrößerung |
Display | 3,2 Zoll LCD-TFT mit 2,36 Millionen Bildpunkten, Touchscreen, 90° nach oben und 45° nach unten neigbar, 60° schwenkbar |
Speichermedium | 2 SD-Kartenfächer (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II) |
Anschlüsse | USB 3.2 Typ C, MicroHDMI, Mikrofonanschluss, Kopfhörerausgang |
Akku | NP-W235 Akku, bis zu 460 Aufnahmen |
Abmessungen | 150 x 104 x 87 mm |
Gewicht | 908 g |
Bildformate | TIFF, RAW, JPEG, bis zu 11648 x 8736 |
Video | Bis zu 4K HDR Video 4096 x 2160 |
Videoformate | MP4 (Codec H.264), MOV (Codec H.264), MOV (Codec H.265) |
Vorteile
- 101,8 Megapixel Mittelformat-CMOS
- 4:3 Bildformat
- Ausgezeichnete Bildqualität
- Sehr hohe Videoqualität
- Guter Autofokus
- Optischer Bildstabilisator
- Detailreich und flüssig auflösender OLED-Sucher
- Bewegliches Touch-Dislay
- Großes und helles Status-LCD
- Relativ kompaktes Gehäuse
- Vergleichsweise günstiger Preis
Nachteile
- Mittelmäßige AF-Nachführung
- Relativ langsame Serienaufnahme
- Kein Batteriegriff erhältlich