Essen fotografieren ist eine Kunst, heutzutage auch ein Trend, vor allem aber nicht einfach. Jeder der mal von seiner selbstgebackenen Pizza ein Foto gemacht hat und es mit den zahlreichen Zeitschriftencovern zu diesem Thema vergleicht merkt sofort, dass irgendwas fehlt. Nämlich die richtige Technik, die richtige Komposition, das richtige Licht und ein passendes Foodstyling. Richtig, Essen fotografieren muss man erstmal lernen.
Zwar bin ich kein professioneller Food Fotograf, habe aber jahrelang Fotos für den DerBioKoch YouTube-Kanal gemacht und dabei gelernt, wie man in kurzer Zeit gute Bilder von seinem Essen schießen kann. Teure Technik braucht man dafür nicht, aber man sollte einige wichtige Punkte beachten. Die erzähle ich euch in den folgenden 14 Tipps und Trick zur Food Fotografie.
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Food Fotografie lernen: Technik und Licht
Bevor wir uns auf die Komposition und Inszenierung des Essens konzentrieren, werfen wir einen Blick auf die Technik und aufs Licht.
Tipp 1: Kamera und Objektive wählen
Die Wahl der richtigen Kamera für die Food-Fotografie ist nicht so wichtig, wie du vielleicht glaubst. Während sich viele professionelle Food-Fotografen für hochwertige DSLMs und Objektive entscheiden, reicht in vielen Fällen auch ein Smartphone aus. Aktuelle Smartphones liefern heutzutage erstaunlich gute Ergebnisse, vor allem wenn du sowieso mit einem Stativ arbeitest. Aber klar, eine richtige Kamera ist besser und dort kannst du dann mit verschiedenen Objektiven experimentieren.
Meiner Meinung nach liegen die besten Objektive für die Food-Fotografie im Bereich von 35 mm bis 90 mm, und Makroobjektive sind besonders gut geeignet. Die sind auch bei sehr nahen Aufnahmen schön scharf. Die Brennweite wählst du je nachdem, wie viel Platz du hast und ob der ganze Tisch oder nur ein kleiner Ausschnitt zu sehen sein soll.
Tipp 2: Warum ein Stativ sinnvoll ist
Wenn du einigermaßen regelmäßig Essen fotografieren möchtest, rate ich dir unbedingt in ein Stativ zu investieren. Das hat nämlich mehrere Vorteile.
Wenn du erstmal einen Winkel eingestellt hast, kannst du die Kamera die ganze Zeit über auf dem Stativ sitzen lassen, während du an der Anrichtung des Essen feilst und Requisiten anders aufstellst. Es gibt dir Ruhe beim Experimentieren.
Außerdem sorgt ein Stativ natürlich dafür, dass du auch bei schwachem Licht mit einem niedrigen ISO und ggf. einer kleinen Blende arbeiten kannst, da die Verschlusszeit beliebig lang sein kann. Nutze dann am besten entweder einen Fernauslöser, einen versetzten Zeitauslöser oder eine App.
Tipp 3: Die richtige Blende wählen
Insbesondere wenn du sehr nah fotografierst, verschwindet der Hintergrund sehr schnell. Vor allem mit einem 90mm Objektiv ist der Hintergrund stark komprimiert und bei F/2.8 auch sehr verschwommen. Es kann natürlich sein, dass du genau das möchtest. Aber wenn der ganze Teller oder das ganze Getränk scharf sein soll, musst du auf F/4 bis F/8 abblenden.
Bei Portraits fotografiere ich gerne mit F/1.4 oder F/1.8. Aber bei der Food Fotografie finde ich es besser, wenn ein Großteil des Gerichtes scharf und nicht nur eine Spargelspitze zu sehen ist.
Tipp 4: Weißabgleich richtig einstellen
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass selbst mein teures Smartphone, aber auch meine teure Sony A7 IV fast immer den falschen Weißabgleich wählt, wenn ich mein Essen fotografiere. So kann ein leckeres Gericht schnell unappetitlich ausschauen. Stellt also den Weißabgleich unbedingt vorher richtig ein oder setzt ihn hinterher in Lightroom oder Photoshop.
Tipp 5: Den richtigen Kamerawinkel wählen
Einige Gerichte sehen von oben fotografiert besser aus, während andere besser von der Seite aufgenommen werden. Aufgestapelte Pfannkuchen sehen von der Seite fotografiert hervorragend aus. Aber bei einer Suppe sieht man so nur die Schüssel, sie fotografiert man besser von oben.
Mit zwei Stativen und einer Stange kannst du dir ein sehr stabiles Gerüst bauen, um von oben einen Tisch zu fotografieren. Alternativ kann man bei vielen Stativen aber auch die mittlere Stange umdrehen und so mit der Kamera direkt nach unten fotografieren.
Tipp 6: Natürliches oder künstliches Licht?
Das Licht ist bei der Food-Fotografie extrem wichtig. Natürliches Licht ist in der Regel am besten geeignet und auch am günstigsten. Solange die Sonne nicht direkt durchs Fenster scheint, ist das Tageslicht am Fenster meistens schön weich und wirft einen sanften Schatten.
Alternativ kannst du auch künstliches Licht nehmen, entweder ein Blitz oder eine LED-Dauerleuchte. Dafür würde ich fast immer eine Softbox verwenden, die das Licht schön weich macht.
Tipp 7: Hartes oder weiches Licht?
Es ist Geschmackssache, aber ich finde in den meisten Fällen sieht weiches Licht deutlich besser aus. Weiches Licht bekommst du beispielsweise, wenn es draußen bewölkt ist oder das Licht indirekt auf dein Essen fällt. Bei künstlichem Licht kannst du eine Softbox benutzen.
Hartes Licht führt zu harten Schatten. Manchmal kann das auch cool ausschauen. Steht die Sonne oben am Himmel, wirft sie ein hartes Licht und auch jeder Blitz ist hart, solange keine Softbox oder etwas Ähnliches davor ist.
Essen fotografieren: Komposition und Inszenierung
Werfen wir nun einen Blick auf die Komposition und Inszenierung unserer Food Fotos.
Tipp 8: Anordnung von Speisen und Requisiten
Beim Anrichten für ein Fotoshooting ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und kreativ zu sein. Achte beim Essen auf Farben, Formen, Texturen und die Gesamtkomposition der Lebensmittel im Verhältnis zueinander. Werfe die Nudeln mit Tomatensoße nicht einfach auf den Teller, sondern richte sie schön an.
Dasselbe gilt für die Dekoration und Requisiten: Füge sie nach und nach hinzu und nehme weg, was nicht gut aussieht.
Tipp 9: Regeln der Drittel und Symmetrie
Die Drittel-Regel ist ein großartiges Hilfsmittel, um deine Food-Fotos interessanter aussehen zu lassen. Platziere die wichtigsten Elemente in den Schnittpunkten oder entlang der Linien des Gitters, zum Beispiel einen Teller in einem Drittel und alle Dekorationen in einem anderen Drittel.
Andere Kompositionsregeln, wie z. B. der Goldene Schnitt und Symmetrie, können ebenfalls verwendet werden, um Essen und Dekoration in einer ansprechenden Weise zu positionieren.
Tipp 10: Unter- und Hintergründe benutzen
Der Unter- und Hintergrund können auch die Stimmung des Bildes beeinflussen. Verwende und experimentiere mit verschiedenen Brettern, Tischen, Tischdecken und Handtüchern als Untergrund. Es lohnt sich auch beim Hintergrund mit verschiedenen Farben und Texturen zu experimentieren. Für DerBioKoch haben wir verschiedene Studio-Hintergründe und Untergründe gekauft.
Tipp 11: Farben und Kontraste beachten
Farben sind ein wichtiger Bestandteil der Food-Fotografie, denn wer möchte eine schwarz/weiße Pasta essen? Leuchtende Farben, wie z. B. rote Tomaten und grüner Schnittlauch passen wunderbar zusammen. Kontrastreiche Farben lassen das Foto lebendig aussehen. Ähnlich verhält es sich mit kontrastierenden Texturen, z. B. cremige Saucen mit knackigem Knäckebrot.
Tipp 12: Foodstyling mit natürlichen Zutaten
Um ein Gericht etwas spannender und attraktiver aussehen zu lassen, kannst du es mit natürlichen Zutaten garnieren. Verwende dafür zum Beispiel frische Kräuter, Gewürze oder Joghurtsoßen. Auch frisches Brot oder ein knackiger Salat machen sich gut im Hintergrund.
Tipp 13: Foodstyling mit Fake-Zutaten
Wenn du Essen auf Werbebildern siehst, ist das in der Realität oft kaum genießbar, da häufig Zutaten verwendet werden, die nur so aussehen wie das Original. So können beispielsweise Eiswürfel aus Plastik oder Wachs verwendet werden, um Getränken oder Desserts ein eisiges Aussehen zu verleihen, ohne dass sie schmelzen bevor du mit dem Foto fertig bist. Auch Kartoffelpüree kann beispielsweise als Eisersatz benutzt werden, damit es in der Hand des Models nicht schmilzt. Dunkle Öle können Sirup sein und so weiter.
Tipp 14: Dein Foodstyling-Kit
Falls du regelmäßig Essen fotografieren möchtest, lohnt es sich mit der Zeit ein Foodstyling-Kit aufzubauen. Dazu kann beispielsweise ein Flambiergerät gehören, damit du Speisen grillen und knusprig braun gestalten kannst, ohne sie stundenlang im Ofen schmoren zu müssen. Praktisch sind aber auch Pinzetten, Zahnstocher, Pipetten und Pinsel.
Food Fotografie lernen: Abschließende Worte
Ich finde die Food Fotografie gar nicht so einfach – vor allem dann nicht, wenn man sich als Fotograf auch um das Foodstyling kümmern muss. Aber wenn du die Tipps und Tricks, die wir besprochen haben, beherzigst, werden deine Fotos mit der Zeit immer professioneller.