Anfang November präsentierte der japanische Kamerahersteller Canon mit dem Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM eine weitere lichtstarke Festbrennweite für das spiegellose EOS R-System. Das hochwertige Tele-Objektiv soll sich vor allem in der Porträt-Fotografie durch gestochen scharfe Aufnahmen und eine außergewöhnliche Bildqualität auszeichnen. Zugute kommt dem Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM dabei natürlich der enorme Freistellungseffekt durch die lange Brennweite sowie besonders gute Voraussetzungen für Fotos bei geringem Licht dank der hohen Lichtstärke mit Offenblende f/1.8. Und last but not least steht natürlich auch dieses Objektiv aus Canons professioneller L-Serie für ein hohes Maß an Bedienkomfort.
Ob das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM wirklich sämtliche seiner vollmundigen Versprechen einhalten kann, stand zum Zeitpunkt der ersten Pressemitteilung leider noch nicht fest. Mittlerweile wurden zumindest Vorserienmodelle an verschiedene Redaktionen und Technik-Bogger*innen verschickt, weshalb wir uns anhand erster Tests und Reviews schon ein deutlich besseres Bild zu diesem Objektiv machen können. Hier bekommt ihr also endlich alle technischen Daten zum Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM sowie unsere persönliche Einschätzung zur neuen lichtstarken Porträt-Festbrennweite für den Canon EOS RF-Mount.
Inhaltsverzeichnis
- Lichtstarkes Porträt-Tele mit gewohnt hochwertiger L-Serienausstattung
- Technik und Performance des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
- Bildqualität des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
- Tests und Reviews zum Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
- Fazit: Großartiges Objektiv zu einem zu hohen Preis
- Preis und Verfügbarkeit des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
Lichtstarkes Porträt-Tele mit gewohnt hochwertiger L-Serienausstattung
Mit dem Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM präsentiert der japanische Kamerahersteller ein professionelles Porträt-Objektiv für alle, denen die üblichen 85 mm noch zu kurz sind. Dank kleinbildäquivalenter 135mm Brennweite an Vollformat-Bildsensoren wird das Motiv bei einem engen Bildwinkel von 18° in der Diagonalen noch besser vom Hintergrund freigestellt. Die hohe Lichtstärke von 1:1.8 ermöglicht eindrucksvolle Aufnahmen bei geringem Licht, erlaubt euch kreatives Spiel mit der Tiefenschärfe und erzeugt bei komplett geöffneter Blende nicht zuletzt ein eindrucksvolles Bokeh mit butterweicher Hintergrundunschärfe. Sogar einigermaßen nah ran kommt ihr mit dem Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM.
Als hochwertiges L-Objektiv bietet das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM sämtliche Features und Ausstattungsmerkmale einer modernen Festbrennweite aus dem Profi-Bereich. Neben hervorragendem optischen Design stehen die Objektive der L-Serie für ebenso hochwertige Verarbeitung und so ist das Gehäuse des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM selbstverständlich mit Staub und Spritzwasserschutz versehen. Dieser wird komplettiert durch die Flour-Beschichtung der Frontlinse, welche darüber hinaus mittels eines optionalen Frontfilters mit 82 mm Durchmesser zusätzlich geschützt werden kann. Die hochwertige Verarbeitung und optische Leistung des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM zollt allerdings ihren Tribut. Mit Maßen von 89,2 x 130,2 mm und stolzen 935 g ist das Objektiv am RF-Mount ein ungewöhnliches Schwergewicht.
An Bedienelementen verfügt das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM neben dem Fokusring über einen weiteren konfigurierbaren Steuerring. Über diesen könnt ihr wahlweise Blende, Verschlusszeit oder ISO-Empfindlichkeit regeln. Der ab Werk mit Rasterung versehene Einstellring lässt sich auf Wunsch bei Canon auf stufenlosen Betrieb umstellen. Die zwei ebenfalls individuell belegbaren Funktionstasten sind so angeordnet, dass sie sowohl im Quer- als auch im Hochformat gut erreicht werden. Ein obligatorischer AF/MF-Schalter sowie ein On/Off-Schalter für den optischen Bildstabilisator, welcher laut Datenblatt bis zu 5,5 Blendenstufen kompensieren soll, sind ebenfalls mit an Bord. Im Zusammenspiel mit dem IBIS kompatibler Canon EOS R Modelle (z. B. R3, R5, R6, R6 Mark II und R7) sind sogar bis zu acht EV möglich.
Technik und Performance des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
Auch beim optischen Aufbau lässt sich das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM nicht lumpen und offeriert uns eine stattliche Anzahl von siebzehn Linsen in zwölf Gruppen. Darunter befinden sich drei Elemente aus UD-Glas ((Ultra-low Dispersion) mit äußerst geringer Dispersion, was dem Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM außergewöhnliche Schärfeleistung und perfekt auskorrigierte chromatische Aberrationen bescheren soll. Eine spezielle ASC-Vergütung (Air Sphere Coating) soll darüber hinaus die negativen Auswirkungen von Streulicht und das Risiko auf Blendenreflexionen minimieren.
Der Lichteinfall wird beim Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM durch neun abgerundete Blendenlamellen reguliert, womit wir bei einem der wenigen Kritikpunkte ankommen. Für ein Profi-Objektiv aus dem obersten Preisregal erscheint uns diese Konstruktion doch etwas simpel und wir hätten uns hier doch elf Blendenlamellen gewünscht, so wie es bei fast allen Modellen der Konkurrenz Standard ist. Abblenden lässt sich das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM auf eine kleinste Blende f/22 und die Fokusdistanz beläuft sich auf eine Naheinstellgrenze von 70 Zentimetern. Damit und auch mit dem größtmöglichen Abbildungsmaßstab von 1:3,8 bewegt sich das lichtstarke RF-Tele im normalen Rahmen vergleichbarer Objektive anderer Hersteller.
Ausgesprochen gut gefällt uns das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM wieder beim Blick auf den Autofokus. Der in diesem Objektiv verbaute Nano USM Motor sorgt für eine stets gleichmäßige und praktisch geräuschlose Fokussierung und bringt dabei ein ordentliches Tempo mit. Auch beim Filmen liefert der AF des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM im Zusammenspiel mit der Augen- und Objekterkennung aktueller EOS R-Kameras gute Resultate. Allerdings müsst ihr mit relativ stark ausgeprägtem Focus Breathing leben. Aber mit seiner hohen Brennweite von 135 mm ist das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM ja ohnehin eher nicht als typisches Video-Objektiv gedacht.
Bildqualität des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
Erste Tests attestieren dem Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM bereits bei Offenblende eine sehr gute Schärfeleistung über den gesamten Bildbereich. Wie sich das Objektiv in puncto Auflösungswerte schlussendlich unter professionellen Testbedingungen im Labor am hochauflösenden 45-Megapixel-CMOS einer Canon EOS R5 schlägt, bleibt abzuwarten. Aber es macht auf jeden Fall ein gutes Gefühl, schon jetzt Testbilder mit knackig und brillant aufgelösten Details wie haarscharfen Wimpern und deutlich erkennbaren Hautporen genießen zu können. Im Randbereich lässt sich mit etwas Abblenden bei Bedarf noch etwas mehr Leistung herauskitzeln. Aber ganz im Ernst: Wen interessieren bei Porträtaufnahmen schon die äußeren Bildecken?
Viel wichtiger sind gerade bei Outdoor-Shootings die Performance bei Gegenlicht und gut auskorrigierte chromatische Aberrationen. Und hier zeigt das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM an harten Kontrastkanten wie rückwärtig beleuchteten Haaren bisher exzellente Ergebnisse völlig frei von störenden Farbsäumen. Dies gilt im Übrigen auch für longitudinale CAs, also Farbverschiebungen in der Vorder- und Hintergrundunschärfe, wie sie beispielsweise häufig auftreten, wenn ihr eine Buchseite in Nahaufnahme fotografiert. Weiterhin nichts zu befürchten habt ihr beim Thema Verzeichnung. Nur eine Vignettierung ist bei weit geöffneter Blende sichtbar, stört bei Porträts aber in der Regel auch unkorrigiert kaum.
Ein Highlight sollte bei einem derartigen Objektiv natürlich das Bokeh darstellen und in dieser Disziplin überzeugt das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM im ersten Blick ebenfalls auf ganzer Linie. In der 100%-Ansicht lassen sich an den Unschärfekreisen zwar doch minimal abgesetzte und leicht hellere Konturen erkennen und zumindest in den Bildecken geraten die Bokeh Balls mit typischem Katzenaugen-Effekt etwas aus der Form. So richtig auffallen wird das in der Realität aber den wenigsten. Dies gilt übrigens erfreulicherweise auch für die vergleichsweise wenigen Blendenlamellen. Dass die Blende hier nicht perfekt rund schließt, fällt im Alltag kaum auf.
Tests und Reviews zum Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
Einen sehr guten ersten Eindruck zum Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM bekommt ihr auf dem YouTube-Kanal DAVISION des Fotografen David Schöppe aus Jena. David konnte sich das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM bereits genauer ansehen und testete das neue Porträt-Objektiv sowohl unter realen Bedingungen beim Shooting mit Models als auch mit den üblichen Testkarten im Studio. In seinem Fazit zeigt er sich vom Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM absolut begeistert. Berechtigte Kritik wird lediglich am optischen Bildstabilisator respektive dessen Sinnhaftigkeit geäußert. Denn bei näherer Betrachtung stellt dieser am Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM ein relativ unnützes Gimmick dar, so lange eure EOS-Kamera bereits über IBIS verfügt. Was höchstwahrscheinlich bei den meisten von euch der Fall sein wird. Es sei denn, ihr nutzt die Canon EOS R, Canon EOS RP oder das APS-C-Modell Canon EOS R10.
Dass das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM keineswegs nur für Porträt-Shootings einsetzbar ist, visualisiert das Review im Online-Magazin The-Digital-Picture.com des US-amerikanischen Fotografen Bryan Carnathan auf eindrucksvolle Art und Weise. Mit Sicherheit werden die wenigsten von euch sich dieses Objektiv für professionelle Sportfotografie anschaffen. Aber es ist eben auch nicht unmöglich, genau dieses Genre mit dem Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM zu fotografieren. Womit sich Canons Festbrennweite aus dem Angebot sonstiger lichtstarker Porträt-Linsen hervorhebt, welche in der Regel eher für behäbigen AF bekannt sind. Darüber hinaus finden sich im Artikel mehrere Bilderserien mit unterschiedlichen Blendenwerten sowie 100%-Crops zur Beurteilung von Faktoren wie Schärfe, Bokeh und chromatischer Aberration.
“Though not inexpensive, the Canon RF 135mm F1.8 L IS USM Lens leaves little to want.”
The-Digital-Picture.com
Fazit: Großartiges Objektiv zu einem zu hohen Preis
Das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM schließt im Objektiv-Portfolio für den RF-Mount eine der letzten Lücken. Zwar gibt es für hochwertige und außergewöhnliche Porträts bereits das Canon RF 85 mm f/1.2 L USM beziehungsweise dessen Spezial-Variante mit Defocus Smoothing. Aber die 135 Millimeter Tele-Brennweite verschaffen euch durch noch bessere Trennung vom Hintergrund für Headshots eben doch noch einen etwas anderen Look. Und tatsächlich gibt es bislang kein anderes Objektiv in dieser Brennweite für den RF-Mount. Wir schicken diesbezüglich weiterhin unsere täglichen Gebete in Richtung von Sigma und Tamron.
Dazu kommt trotz der Größe und des Gewichts ein wunderbares Handling und hoher Bedienkomfort. Wer professionell und hauptberuflich im Bereich Fotografie arbeitet, wird etwas schwerere Ausrüstung ohnehin gewohnt sein und sich an der mangelnden Kompaktheit des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM vermutlich nicht allzu sehr stören. Denn die Bildqualität wiegt jedes einzelne der 935 Gramm sprichwörtlich in Gold auf. Mit diesem Objektiv lassen sich weder chromatische Aberrationen noch Verzeichnung blicken und mit aufgesetzter Gegenlichtblende bleiben wir auch von Lens Flares und Ghosting weitestgehend verschont. Wir können uns
Mit seinem integrierten optischen Bildstabilisator verschafft sich Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM gegenüber der Konkurrenz an anderen Mounts jedoch nur auf dem Papier einen Wettbewerbsvorteil. Da außer den drei Modellen EOS R, EOS RP und EOS R10 sämtliche aktuellen Systemkameras von Canon über einen eigenen IBIS verfügen, bleibt dieses ansonsten immer gern genommene Feature im Alltag letztlich zweitrangig und hätte bei einem Verzicht Platz, aber vor allem auch Geld sparen können. Der einzig wahre Kritikpunkt am Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM bleibt nämlich sein unsäglich hoher Preis.
Preis und Verfügbarkeit des Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM
Auch wenn einige glückliche Tester*innen das gute Stück bereits in ihren Händen halten durften, so kommt das Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM offiziell leider erst Ende Januar 2023 auf den Markt. Verfügbar sein wird die leistungsstarke Porträt-Linse für Canons Vollformat-Systemkameras mit RF-Bajonett dann für eine unverbindliche Preisempfehlung von satten 2699,00 Euro, womit die neue Festbrennweite zu den derzeit teuersten Objektiven in diesem Brennweitenbereich zählt. Im Lieferumfang ist neben Objektivdeckeln eine runde Gegenlichtblende aus Kunststoff sowie ein leichter Transportbeutel vom Typ LP1319 enthalten.
Objektiv | Canon RF 135mm f/1.8 L IS USM |
Anschluss | Canon RF-Mount |
Bildgröße | Vollformat |
Brennweite | 135 mm (kleinbildäquivalent) |
Offenblende | f/1.8 |
Filterdurchmesser | 82 mm |
Anzahl Blendenlamellen | 9 |
Linsensystem | 17 Elemente in 12 Gruppen inklusive drei UD-Elemente |
Kleinste Blende | f/22 |
Naheinstellgrenze | 70 cm |
Max. Abbildungsmaßstab | 1:3,8 |
Diagonaler Bildwinkel | 18° |
Bildstabilisator | Ja |
AF-Motor | Ja |
Abmessungen | 89,2 x 130,3 mm |
Gewicht | 935 g |
Staub-/Spritzwasserschutz | Ja |
Zubehör | Objektivdeckel, Bajonettdeckel, Gegenlichtblende ET-88B, Transportbeutel LP1319 |
Vorteile
- 135 mm Festbrennweite (kleinbildäquivalent)
- Sehr gute Lichtstärke 1:1.8
- Sehr gute Schärfe
- Nahezu perfekte Bildqualität
- Absolut verzeichnungsfrei
- Keinerlei chromatische Aberrationen
- Toller Freistellungseffekt
- Weiches und ruhiges Bokeh
- Robustes Gehäuse mit vielen Bedienelementen
- Staub- und Spritzwasserschutz
- Optischer Bildstabilisator
Nachteile
- Relativ groß und schwer
- Sehr hoher Preis