Einen gewagten, aber gleichzeitig innovativen Schritt geht die Entwicklungsabteilung des japanischen Kameraherstellers Canon mit der neuen Canon PowerShot PX. Das neueste Modell aus der PowerShot-Serie bricht mit sämtlichen Konventionen vorheriger Geräte aus Canons Kompaktkamera-Produktreihe und hört fortan auf die Bezeichnung Mini-PTZ-Kamera (“Pan-Tilt-Zoom”). Alleinstellungsmerkmal der Canon PowerShot PX ist neben des kegelförmigen Miniaturgehäuses die annähernd volle Beweglichkeit des Objektivs und die Automatisierung sämtlicher Kamerafunktionen. Denn bei der PowerShot PX handelt es sich um Canons erste sogenannte Smart Cam.
Sinn und Zweck der Canon PowerShot PX ist es, die Kamera in Alltagssituationen auf einen Tisch oder in eine Ecke zu stellen und sich dann nicht mehr weiter um sie kümmern zu müssen, da die intelligente Kamera sowohl Fotos als auch Videos komplett auf sich allein gestellt aufnimmt. Wir haben uns sämtliche technischen Eigenschaften und Funktionen der Canon PowerShot näher angeschaut und in diesem besonderen Fall entgegen unserer üblichen Vorgehensweise bereits in einem News-Beitrag ein Fazit mit unserer Einschätzung zu dieser Neuentwicklung von Canon gezogen.
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Unscheinbarer Kegel mit 340°-Schwenkfunktion
Mit ihrem Miniformat von 56,4 x 81,9 mm lässt sich die unauffällige Canon PowerShot PX auch von Kinderhänden problemlos greifen und umpositionieren. Wiegen tut die kompakte Smart Cam mit circa 170 g inklusive Speicherkarte (nicht im Lieferumfang enthalten) ebenfalls kaum etwas. Um die Kamera auf unebenen Oberflächen und in der Höhe flexibel und sicher platzieren zu können, befindet sich auf der Unterseite des Kameragehäuses ein optional nutzbares 1/4″-Stativgewinde. Laut Herstellerangaben soll die Canon PowerShot PX bei einer Umgebungstemperatur von 0 bis 40°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 10 bis 90 Prozent einsetzbar sein. Ihr könnt sie also in den meisten Situationen sowohl outdoor als auch indoor problemlos verwenden.
Im Innenleben des abgerundeten Kunststoffgehäuses befindet sich ein 1/2,3″-CMOS-Sensor mit einer effektiven Auflösung von 11,7 Megapixeln, was heutzutage nicht allzu viel ist. Weiterverarbeitet werden die Daten der PowerShot PX von einem ebenfalls leicht betagten Digic 7 Bildprozessor. Als Foto-Format steht ausschließlich JPEG zur Verfügung. Videos zeichnet die PowerShot PX im MP4-Format in Full HD mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln auf. Die maximale Framerate liegt bei 60 Bildern pro Sekunde. Gespeichert werden die Daten auf einer MicroSD-Karte oder mittels Connect App über WLAN und Bluetooth direkt auf dem mobilen Endgerät. Auch ein USB-C-Anschluss steht zur Verfügung um den Lithium-Ionen-Akku der Kamera zu laden oder Fotos und Videos zu übertragen. Die (Laufleistung des Akkus beträgt laut Hersteller bis zu fünf Stunden.
Als Objektiv nutzt die Canon PowerShot PX 19 bis 57 mm Brennweite mit dreifach optischem und vierfach digitalem Zoom. Der diagonale Bildwinkel liegt bei 97,5° im Weitwinkel und 41,6° im Tele-Bereich. Das Objektiv der Canon PowerShot PX ist ähnlich wie bei einer Drohne auf einem einfachen Zwei-Wege-Gimbal montiert und somit automatisch oder manuell in verschiedene Richtungen steuerbar. Der Bewegungsradius beinhaltet Schwenks von links (-170°) nach rechts (+170°) und Neigungen der Linse von -20° nach unten bis +90° nach oben. So lässt sich mit der Canon PowerShot PX auch bei ungenauer Positionierung zumindest theoretisch das Geschehen im gesamten Raum einfangen. Die Naheinstellgrenze für den Fokus beträgt jeweils 20 cm im Weitwinkel- und 30 cm im Tele-Bereich.
Funktionsumfang der Canon PowerShot PX
In erster Linie soll die Canon PowerShot PX nach dem Einschalten über den kleinen Power-Button ihren Job komplett autark im Automatikmodus erledigen. Dafür verfügt die Software der kleinen Kamera über eine automatische Bewegungserkennung und folgt so mit dem Objektiv eigenständig sämtlichen im näheren Umfeld befindlichen Personen und fotografiert beziehungsweise filmt diese in Situationen, welche von der Software als passend interpretiert werden. Nach welchen Algorithmen diese “schönsten Momente” ermittelt werden, ist bisher seitens des Herstellers leider nicht näher definiert.
In die automatische Motiverkennung lässt sich zumindest ansatzweise von außen eingreifen, indem bestimmten vorher ausgewählten Gesichtern oder Motiven eine Bevorzugung eingeräumt werden kann. So lässt sich beispielsweise bei einer Geburtstagsfeier im Vorfeld sicherstellen, dass der Fokus der meisten Aufnahmen wirklich auf dem richtigen Kind liegt. Wer die komplette Kontrolle über die Kamera haben möchte, kann die Canon PowerShot PX per Connect App und Wireless Webcam Utility direkt mit verschiedenen Endgeräten wie Smartphone, Tablet oder PC verbinden und im Zuge dessen verschiedene Kamerafunktionen über die App bedienen.
Um die Canon PowerShot PX auch ohne den Griff zum Smartphone oder Tablet schnell und unkompliziert steuern zu können, verfügt die kompakte Smart Cam zudem über eine Funktion zur interaktiven Sprachsteuerung. So lässt sich die PowerShot PX ähnlich wie ein Smart Speaker auf Zuruf aus dem Automatikmodus wecken, um die Kamera dann zum Beispiel für Gruppenaufnahmen gezielt auszurichten und im richtigen Moment manuell auszulösen.
Erstes Fazit: Intelligent, aber unpersönlich
Vielleicht bilden wir unsere Meinung zur Canon PowerShot PX ohne sie je in den Händen gehalten zu haben vorschnell jedoch können wir uns Stand jetzt nicht vorstellen, dass uns diese Kamera in der Praxis überzeugen kann. Zu sehr ist die neue Smart Cam von Canon schlussendlich in ihrem Funktionsumfang limitiert und die Bildqualität der bisher verfügbaren Beispielbilder erinnert eher an eine mittelklassige Webcam, was die PowerShot PX gewissermaßen ja auch ist. Wer ist heutzutage noch bereit, für Full-HD Videos mit 60 fps und teils verwaschen wirkende JPEGS mit niedrigem Dynamikumfang und unnatürlicher Farbwiedergabe knapp 500 Euro zu zahlen, wenn sich bereits mit jedem modernen Smartphone gestochen scharfe Fotos und 4k-Videoclips produzieren lassen?
Und es ist nicht zuletzt eben auch die soziale Interaktion, welche mit der Canon PowerShot PX komplett verloren geht. Die Personen vor der Kamera zu einem Lächeln, witzigen Gesten und verrückten Posen animieren, sich mit den besten Freund*innen für ein Gruppenselfie zusammenkuscheln und dabei beim x-ten Versuch endlich unter Lachtränen den Auslöser finden. All solche Momente werden wir mit der PowerShot PX kaum erleben, da sie uns den Job des Fotografierens und Filmens komplett abnimmt. Nur kann selbst die beste künstliche Intelligenz eines weder simulieren noch lernen: die Bedeutung individueller menschlicher Facetten beim Drücken des Auslösers. Am Ende verewigen sich schöne Erinnerungen in Fotos und Videos eben maßgeblich durch das gemeinsame Erleben.
Zudem finden wir den Gedanken daran zu jedem Augenblick und in jeder Situation mag sie eventuell noch so unvorteilhaft oder unangebracht sein, fotografiert zu werden, schlussendlich doch sehr unangenehm. Zumal wir ja nicht einmal mit Gewissheit sagen können, ob die Kamera gerade filmt beziehungsweise fotografiert oder eben nicht. Alles in allem mag die Canon PowerShot PX zwar technisch durchaus innovativ sein und die Entwicklung von künstlicher Intelligenz im Heimbereich ein stückweit voranbringen. So lange sich aber weiterhin viele Menschen schon mit einem Smart Speaker wie Alexa in der Umgebung sichtlich unwohl fühlen, können wir uns nicht vorstellen, dass sich die Canon PowerShot PX als automatische Beobachterin und dauerhafte Dokumentatorin unseres Privatlebens wirklich durchsetzen wird.
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Preis und Verfügbarkeit der Canon PowerShot PX
Laut der aktuellen Pressemitteilung von Canon soll die Canon PowerShot PX bereits Anfang November 2021 in den Handel kommen. Die intelligente Smart Cam mit automatischer Foto- und Videofunktion, App-Unterstützung und voller Konnektivität ins Smarthome via Bluetooth und WLAN soll für eine unverbindliche Preisempfehlung von 469,00 Euro erhältlich sein.