Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis nach der Sony Alpha 1 und Nikon Z9 auch von Canon eine hochkarätige Profi-Systemkamera für das Jahr 2021 angekündigt wird. Nun ist es also soweit und Canon enthüllt erste Infos zum spiegellosen Top-Modell aus den eigenen Reihen. Neben Robustheit und natürlich ausgezeichneter Bildqualität soll die Canon EOS R3 vor allem eines liefern, nämlich extremes Tempo sowohl in der Aufnahme als auch in der Verarbeitung von Bildern. Damit richtet sich die DSLM also vornehmlich an Berufsfotograf*innen aus der Nachrichtenbranche und der Sportfotografie.
Widerstandsfähiges Gehäuse mit Hochformatgriff
Die aktuelle Datenlage zur EOS R3 bleibt leider arg nebulös. So steht beispielsweise noch ein großes Fragezeichen hinter der Megapixelzahl der neuen DSLM und auch zu den Videofähigkeiten der Kamera ist bislang nichts bekannt. Fangen wir also beim Offensichtlichsten an: dem Gehäuse. Hier können wir einen massiven Body aus Magnesiumlegierung erwarten, natürlich mit einem RF-Bajonett versehen. Erste Bilder zeigen ein Gehäusedesign ganz im Stile der High-End-Spiegelreflexkameras der 1D-Serie mit integriertem Hochformatgriff. Das bedeutet, wir haben vermutlich Maße von ca. 158 x 164 x 83 mm und ein Gewicht um die 1350 g zu erwarten.
Laut bisheriger Aussagen von Canon soll das Gehäuse intuitiv bedienbar sein, sämtlichen professionellen Anforderungen genügen und auch in anspruchsvolleren Situationen höchste Verlässlichkeit und Komfort bieten. Es wird selbstverständlich gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet und gegen Erschütterungen und Stöße geschützt sein und soll auch mit extremeren Temperaturen sowohl im Plus- als auch im Minusbereich zurechtkommen. Die Außenhülle ist auf den bisherigen Produktansichten zum großen Teil mit einer Noppenstruktur griffig gummiert. Zudem verfügt der Hochformatgriff selbstverständlich über Auslöser und Einstellrad und lässt weitere gespiegelte Bedienelemente wie AF-Lock-Taste und Joystick auf der Kamerarückseite vermuten.
Highspeed-Aufnahmen mit hoher Qualität und ordentlich AF-Tempo
Als erste Kamera der EOS-Familie wird die Canon EOS R3 mit einem von Canon neu entwickelten Stacked BSI CMOS-Sensor im Vollformat ausgestattet sein. Auf diese “Sandwich-Bauweise” mit aufgesatteltem Bildprozessor zur schnelleren Datenverarbeitung setzen bereits mehrere Kameras der Konkurrenz von Sony und Nikon. In Zusammenarbeit mit einem leistungsstarken DIGIC X Bildprozessor soll die EOS R3 mit elektronischem Verschluss Highspeed-Serienaufnahmen mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde mit AF-Nachführung gewährleisten. Soweit keine allzu unrealistische Aufgabe, bleibt natürlich die Frage nach den zu bewältigenden Megapixeln.
Nicht nur hohe Serienbildgeschwindigkeit soll die Canon EOS R3 liefern, auch der Autofokus soll entsprechende Performance bieten. Auch bei schnellen Bewegungen soll der Autofokus der neuen Profi-Systemkamera eine schnelle und präzise Nachführung und gestochen scharfe Bilder gewährleisten. Die neue Generation von des Canon Dual Pixel CMOS AF soll bei Sportaufnahmen und anderen dynamischen Aufnahmesituationen in Sekundenbruchteilen Augen, Köpfe und Körper von Motiven erkennen. Wir können davon ausgehen, dass dieses Feature vermutlich auch für Tiere angedacht sein wird, um auch im Sektor der Wildlife-Fotografie konkurrenzfähig zu bleiben.
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Autofokus-Steuerung mit dem Auge
Den Fokus der Kamera durch die eigene Blickrichtung beeinflussen? Keinesfalls Magie, denn die Technik zur Steuerung des Autofokus mittels der Augen existiert bereits seit Mitte der 90er Jahre und wurde von Canon erstmals in der analogen Spiegelreflexkamera EOS 5 eingesetzt. Jedoch konnte sich der Eye-controlled focusing (ECF) nie vollends durchsetzen und so wurde die Technik zum Wählen des Fokuspunktes durch Blick auf die entsprechenden Messfelder im Sucher mit der 2004 veröffentlichten EOS Canon EOS 30-V vorerst wieder auf Eis gelegt.
Knapp zwei Jahrzehnte später geht Canon mit einer Neuauflage dieser Technologie an den Start. Durch die AF-Kontrolle per Auge oder im Fachjargon “Eye Control” soll instinktiv und somit auf schnellstmögliche Art und Weise fokussiert werden. Durch Verfolgung des Motivs mit dem Auge soll auch eine Nachführung des Fokus bei sich bewegenden Objekten möglich sein. Wir sind sehr gespannt, wie sich dieses Feature in der Realität anwenden lässt und ob eine direkte Augenkontrolle über den Autofokus im fotografischen Alltag wirklich unschlagbar mehr Vorteile bietet als die manuelle Wahl der Fokusfelder per AF-Joystick oder Touch-AF.
Konnektivität per Canon Mobile File Transfer App
Für viele Berufsfotograf*innen, gerade im Bereich News, Entertainment, Reportage und Sport, dreht sich selbstverständlich alles um das Thema Tagesaktualität in der Berichterstattung. Im Idealfall ist das Foto schon in der Redaktion, bevor ich überhaupt auf den Auslöser gedrückt habe und ausgewählt, beschnitten und beschriftet möchte das Bildmaterial vor dem FTP-Versand natürlich auch werden. Wer hier wirklich erfolgreich sein möchte, erledigt diese Schritte besser in wenigen Minuten vor Ort, als später in Ruhe am Schreibtisch. Das ist leider die bittere Realität hinter dem vermeintlich kreativen Traumberuf.
Eigentlich alle professionellen Top-Modelle namhafter Hersteller sind auf diesen beinharten Workflow bereits eingestellt und bieten neben internen WLAN-Modulen auch Möglichkeiten zum direkten Anschluss von schnellen Ethernet-LAN-Kabeln und andere Wege der Direktübertragung von Daten auf Laptops oder FTP-Server. Auch die Canon EOS R3 wird hier über Mittel und Wege verfügen. Zudem soll die Kamera mit Version 1.2 der Mobile File Transfer App für iOS kompatibel sein. Mit dieser App lassen sich Bilder ohne Zeitverlust von der Kamera auf das Smartphone übertragen, dort mit vorbereiteten IPTC-Daten versehen und mit 5G-Standard schnell an verschiedene FTP-Adressen versenden.
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Preis und Verfügbarkeit der Canon EOS R3
Zu einem möglichen Veröffentlichungstermin für die EOS R3 hält sich Canon zum jetzigen Zeitpunkt noch vollkommen bedeckt. Aus der aktuellen Pressemitteilung lässt sich lediglich interpretieren, dass eine Veröffentlichung höchstwahrscheinlich nicht vor Juni 2021 geplant ist. Dann erscheint nämlich die neue Version 1.2 der Canon Mobile File Transfer App, mit der die Canon EOS R3 komplett kompatibel sein soll.
Bis zum Verkaufsstart können also noch einige Monate ins Land ziehen. Auch zu einem Preis äußerte sich der Hersteller bisher nicht. Wir können jedoch davon ausgehen, dass dieser sich deutlich über den 4499,00 Euro UVP der EOS R5 bewegen wird, aber vermutlich noch unter dem Preisbereich von 7299,00 Euro UVP einer EOS 1DX Mark III anzusiedeln ist.