Nachdem die letzte “Leitz Photographica Auction” im vergangenen Juni wieder ein voller Erfolg war (unter anderem erzielte eine schwarz lackierte Leica IIIg mit Elmarit 90mm f/2.8 Objektiv sagenhafte 408.000 Euro), steht Ende November bereits die 39. Ausgabe der weltweit bekannten Auktion rund um fotografisches Equipment der deutschen Traditionsmarke Leitz/Leica bevor. Auch dieses Mal tauchen wir bei der Vorstellung der aktuellen Highlights tief in die Historie der analogen Fotografie ein und präsentierten euch einige Schmuckstücke aus längst vergangen geglaubten Epochen.
Von der oben genannten Rekordsumme solltet ihr euch übrigens nicht komplett abschrecken lassen. Auch bei der 39. Leitz Photographica Auction werden wieder viele erschwinglichere Objekte unter den Hammer kommen. Wer sich vorab einen Eindruck verschaffen oder nur ein wenig stöbern möchte, kann sich den Katalog zur vorigen Auktion inklusive der erzielten Preise anschauen. So bekommt ihr auf der Leitz Photographica Auction mit etwas Glück beispielsweise weniger nachgefragte Modelle aus der M-Serie in tadellosem Zustand weit unter den ebay-Preisen und ohne jegliches Risiko.
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Leica M3 black paint (SN: 959491): Jeder Kratzer wie ein Jahresring
Los geht unsere Vorstellungsrunde der Highlights der 39. Leitz Photographica Auction mit einer schwarz lackierten Leica M3 aus den 50er Jahren mit der Seriennummer 959491. Die Kamera ist in hervorragendem Zustand, funktioniert technisch also einwandfrei. Jedoch ist “hervorragender Zustand” auf den ersten Blick irreführend, denn diese Leica M3 niemals optisch restauriert. Die Messsucherkamera befindet sich somit im Originalzustand, was Abnutzung der Belederung und Gebrauchsspuren am Gehäuse betrifft. Diese fallen dem Foto nach recht stark aus, aber genau das verleiht dieser Messsucherkamera aus dem Jahre 1959 ihren besonderen und einzigartigen Charme.
Mit im Gepäck hat die Leica M3 black paint (SN: 959491) ein passendes Objektiv in Normalbrennweite. Das Summilux 50mm f/1.4 no.1644769 hat wie die Kamera das Herstellungsjahr 1959, ist in der gleichen schwarzen Lackierung gehalten und hat rein optisch mindestens genau so viel erlebt. Auch hier zeigen sich Kratzer und deutliche Gebrauchsspuren am Gehäuse, womit Kamera und Objektiv ein perfekt miteinander harmonierendes Duo bilden. Die Leica M3 black paint (SN: 959491) wirkt wie ein leicht verwittertes und vergilbtes Schwarz-Weiß-Foto und nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit. Und das, obwohl sie in Leica-Jahren gerechnet noch gar nicht allzu alt ist.
Der Schätzpreis für die Leica M3 black paint (SN: 959491) beläuft sich auf 60.000 bis 70.000 Euro. Ein Startgebot steht bisher nicht fest. Wir können aber von einem Erstgebot von mindestens 30.000 Euro ausgehen.

Leica Summarit M 1.4/5cm First One prototype Nr. A: Außergewöhnliche Nummer Eins
Aus dem Jahr 1960 stammt das silberne Summarit-Objektiv für Leica M-Messsucherkameras mit der etwas langen Auktionsbezeichnung Leica Summarit M 1.4/5cm First One prototype Nr. A. Hierbei handelt es sich keinesfalls um eine handelsübliche frühe Version des Summarit 5cm f/1.4, wie der erste Blick vermuten lässt. Dieses Leica Summarit ist ein originaler Prototyp und trägt die auch für Leica außergewöhnliche Seriennummer “A”. Auch am Gehäuse weist die Festbrennweite für den M-Mount einzigartige Merkmale auf, wie beispielsweise einen Fokus-Tab und eine reversierte Rändelung des Fokusrings.
Laut der Meinung von Experten handelt es sich beim Leica Summarit M 1.4/5cm First One prototype Nr. A höchstwahrscheinlich um das weltweit erste 50mm f/1.4 Objektiv mit Leica M Bajonett. Eine entsprechende schriftliche Expertise des gelernten Feinwerkmechanikermeisters, Kamera-Restaurators und Leica- Spezialisten Ottmar Michaely liegt dem Objektiv bei. Sowohl optisch als auch technisch ist das Objektiv in einem tadellosen Zustand und zeigt keinerlei offensichtliche Gebrauchsspuren. Es ist fast etwas schade, dass dieses Prachtstück höchstwahrscheinlich wieder in einer Vitrine landen und niemals genutzt werden wird.
Für das Leica Summarit M 1.4/5cm First One prototype Nr. A werden Gebote zwischen 120.000 und 140.000 Euro erwartet. Das Startangebot wird vermutlich bei mindestens 40.000 bis 50.000 Euro liegen.

Leica MP black paint no. 55: Schnellgängige Reportage-Kamera mit Seele
Dass schwarz lackierte Leicas wie die ebenfalls auf der Auktion angebotene Leica M3 heiß begehrt sind, kommt nicht von irgendwoher. Denn im Vergleich zu verchromten Kameragehäusen bildet sich bei einer Lackierung noch deutlicher die bei Sammler*innen stets beliebte Patina heraus. Jede Schramme, jeder Kratzer, jeder Abplatzer im Lack verleiht der Kamera Seele und erzählt ihre Geschichte. Nicht zufällig hat Leica jüngst ein schwarz lackiertes Serienmodell der digitalen Messsucherkamera Leica M10-R ins Sortiment aufgenommen. Die auf der 39. Leitz Photographica Auction feilgebotene Leica MP black paint no. 55 hat aber natürlich noch viel mehr zu bieten als nur eine schwarze Lackschicht und ein wenig Patina.
Das eigentlich Besondere an diesem Serienmodell, welches 1956 auf der Photokina in Köln vorgestellt wurde, ist nämlich die spezielle Seriennummer. Diese unterscheidet sich grundlegend von der üblichen Nummerierung aller anderen Fabrikate aus dem Hause Leica und macht die Leica MP black paint no. 55 schon allein dadurch zum gesuchten Sammlerobjekt. Hinzu kommt die geringe Auflage dieser Produktionsserie der kompakten Messsucherkamera. Von der Leica MP mit dieser speziellen Nummerierung wurden nur 412 Einheiten produziert. Davon lediglich 141 Kameras mit schwarzer Lackierung. Die Leica MP black paint no. 55 gehört damit zu den am seltensten produzierten Leica Modellen der Firmengeschichte.
Genutzt wurde die schwarz lackierte Leica MP vor allem von damaligen renommierten US-amerikanischen Pressefotografen wie Alfred Eisenstaedt und David Douglas Duncan, von denen auch die Idee kam, eine Leica M Kamera mit einem Leicavit Schnellaufzug aufzurüsten. Dieser war bis dato nur für die Leica IIIf erhältlich gewesen. Wie so häufig schenkte Leica beziehungsweise der 1955 für die Entwicklung und Konstruktion verantwortliche Dr. Ludwig Leitz den Wünschen seiner Kundschaft gehör und die Leica MP war geboren. Die zur Auktion stehende Leica MP black paint no. 55 stammt aus dem Jahre 1957 und wird zusammen mit einem ebenfalls schwarz lackierten Leicavit MP Schnellaufzug versteigert.
Der Schätzpreis für diese Auktion beträgt nicht weniger als 300.000 bis 350.000 Euro. Ein Startgebot ist bisher nicht bekannt. Anhand der Startgebote vorheriger Auktionen wird es sich vermutlich auf um die 150.000 Euro belaufen.
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Teilnahmemöglichkeiten an der Leitz Photographica Auction
Die 39. Edition der Leitz Photographica Auction steigt am 20. November 2021 in Wien. Genaue Infos zur Ort und Zeit sowie zum Ablauf der Veranstaltung stehen bisher leider noch nicht fest. Wie letztes Mal wird auch die 39. Leitz Photographica Auction wieder als Hybrid-Veranstaltung stattfinden. Das heißt Gebote können live vor Ort oder in Abwesenheit abgegeben werden. Dies kann entweder im Vorfeld schriftlich oder online passieren oder während der Veranstaltung per Telefon oder über die Plattform www.liveauctioneers.com.
Alle aktuellen Informationen zu Teilnahmemöglichkeiten und Ablauf findet ihr auf der offiziellen Website zur Auktion unter www.leitz-auction.com. Für den Fall, dass ihr selbst seltene Kameras, Objektive oder andere Artikel aus dem Hause Leitz/Leica besitzt und diese auf der Auktion veräußern möchtet, findet ihr dort auch die Kontaktdaten für eine kostenlose Expertise zu euren Sammlerstücken.