Pünktlich zum Sommeranfang kommen im Rahmen der “Leitz Photographica Auction” wieder heiß begehrte Raritäten aus dem Hause Leitz/Leica unter den Hammer und werden die Bieter*innen im Duell um das Höchstgebot mit Sicherheit ordentlich ins Schwitzen bringen. Die mittlerweile bereits 38. Ausgabe der prestigeträchtigen Versteigerung findet aufgrund der Corona-Pandemie aber nicht wie sonst in der Leica Erlebniswelt im Leitz-Park Wetzlar, sondern im Hotel Bristol in Wien statt. Die Plätze vor Ort sind wegen der einzuhaltenden Hygienerichtlinien streng begrenzt. Es kann aber ganz bequem von zu Hause aus per Telefon oder Computer mitgeboten werden.
Neben zahlreichen Klassikern und bekannten Modellen aus dem Kamerasortiment von Leica wie den legendären Messsucherkameras der M-Reihe finden sich viele weitere Sammlerstücke rund um die Kult-Marke im Auktionskatalog. Dieser ist bereits online auf der Website Leitz-Auction.com verfügbar und lohnt rein aus geschichtlichem Interesse an der Fotografie bereits einen näheren Blick. So finden sich dort neben Kameras und Objektiven auch Emailleschilder und diverse andere Werbemittel, alte Filmrollen, Uhren, Ferngläser sowie allerlei Kuriositäten und Prototypen, wie beispielsweise Fotoapparate mit Pistolengriff. Unter den insgesamt 469 Artikeln der diesjährigen Auktion tummeln sich diverse Besonderheiten. Vier davon stellen wir euch hier kurz vor.
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Leica MP2 Chrome: Erste Leica M mit elektrischem Antrieb
Mit großer Wahrscheinlichkeit das höchste Gebot der Auktion wird die Leica MP2 Chrome mit der Seriennummer 952014 erzielen. Im Dezember 2010 ging bereits ein ähnliches Modell für 402.000 Euro über den Auktionstisch und gilt seitdem als teuerste versteigerte Leica weltweit. Denn von der Leica MP2 wurden lediglich zwei Serien produziert. Die Kleinstauflage bestand aus insgesamt nur sechs Modellen in Schwarz und immerhin 21 in Chrom, von denen heute höchstwahrscheinlich nur noch zehn Exemplare existieren. Grund für die extreme Seltenheit ist, dass es sich bei der Leica MP2 Chrome lediglich um eine experimentelle Testreihe handelte. Nach ersten Erprobungen durch US-amerikanische Fotojournalisten wurde diese aber nie kommerziell fortgeführt.
Bei der MP2 handelt es sich um eine modifizierte Version der kompakten Messsucherkamera Leica M2, welche ursprünglich als preiswertes Einstiegsmodell neben der Leica M3 auf den Markt kam. Zum schnelleren Transport des Films wurde die Leica M2 Ende 1958 erstmals probehalber mit einem elektrischen Motorantrieb ausgestattet. Dieser wurde an der Unterseite der Kamera angeschraubt und bewältigte ein Spitzentempo von bis zu 3,5 Bildern pro Sekunde. Eine solche automatisierte Transportmethode sollte in abgewandelter Form schlussendlich die Presse-Fotografie revolutionieren. In ihrer vorläufigen Konstruktion konnte die Leica MP2 aber nicht überzeugen.
Die im Rahmen der Leitz Photographica Auction aktuell angebotene Leica MP2 Chrome stammt aus der zweiten Produktionsserie (Nr. 952001-952015) der Testreihe aus dem Jahr 1958. Die Kamera befindet sich in sehr gutem Zustand und wird mit dem Originalzubehör versteigert. Neben der Kamera und dem passenden Wetzlar-Elektromotorantrieb befindet sich eine mittlerweile sehr seltene Akku-Ledertasche (einschließlich Verbindungskabel zur Kamera, aber ohne dazugehörigen Akku) mit im Angebot.
Der Schätzpreis für diese Auktion beträgt 300.000 bis 350.000 Euro. Das Startgebot liegt bei 150.000 Euro.
Leica MP 0.72 “Martin Hartley”: Einmal Nordpol und zurück
Dem vorläufigen Schätzpreis nach weitaus weniger wertvoll, aber mit einer nicht minder spektakulären Geschichte kommt die Leica MP 0.72 “Martin Hartley” daher. Mit dieser Leica MP dokumentierte der britische Fotograf und Weltenbummler Martin Hartley im Jahre 2010 das Catlin Arctic Survey Project am Nordpol. Hartley ist bekannt für seine abenteuerlichen Natur-Reportagen unter körperlichen und psychischen Extrembedingungen und gewann für seine eindrucksvollen Arbeiten bereits mehrere Awards. Unter anderem bekam er die Titel Young Wildlife Photographer of the Year, Time Magazine Hero of the Environment und 40 Most Influential Nature Photographers für sein bisheriges Werk verliehen.
Die auf seiner Nordpol-Reise benutzte Leica MP 0.72 “Martin Hartley” (Seriennummer 3831550) ist trotz der widrigen Witterungsbedingungen in sehr gutem Zustand. Das Gehäuse ist auf der Bodenplatte nachträglich mit dem Namen des Fotografen und Infos zur Expedition graviert worden. Neben der Messsucherkamera mit dem Bodenzughebel Leicavit MP erhält der Käufer oder die Käuferin das dazugehörige Weitwinkelobjektiv Elmarit-M 2.8/24mm (Seriennummer 4074769). Als ganz besonderes Highlight liegen der Auktion zudem zwei von Hartley handsignierte Prints in den Maßen 55,5 x 54 cm und 56,5 x 42 cm sowie ein ebenfalls handbeschriftetes Plastikfläschchen bei. Letzteres enthält das geschmolzene Nordpol-Eis einer wissenschaftlichen Bohrung vor Ort.
Der Schätzpreis für die Leica MP 0.72 “Martin Hartley” liegt bei 6.000 bis 7.000 Euro. Das Startgebot für die kompakte Expeditionskamera beläuft sich auf 3.000 Euro.
Leica M-A Edition 100: Vorserienmodell goes Charity
Auch in diesem Jahr wird aus dem Katalog des Auktionshauses Leitz Photographica Auction wieder ein Modell für den guten Zweck versteigert. Der gesamte Erlös dieser Auktion geht dieses Mal an die humanitäre Hilfskampagne “Licht ins Dunkel” in Österreich, welche vom ORF initiiert Spenden für diverse wohltätige Organisationen sammelt. Unter anderem befinden sich die österreichischen Ableger von UNICEF, Diakonie und Caritas unter diesem gemeinsamen Banner.
Das zu versteigernde Objekt ist eine analoge Leica M-A Messsucherkamera, und zwar ein Vorserienmodell aus der berühmten “Edition 100”. Diese streng limitierte Jubiläumsedition zum 100. Geburtstag des ersten von Oskar Barnack entworfenen Leica-Prototypen wurde 2014 in einer Stückzahl von nur 101 Sets verkauft. Das Set enthielt jeweils eine analoge Leica M-A, eine digitale Leica M-Monochrome und drei Summilux-Objektive.
Wenigstens ein kleiner Bestandteil dieser Raritätensammlung, nämlich das voll funktionstüchtige Leica M-A Gehäuse mit der Seriennummer N005 kann nun ersteigert werden. Der Zustand der modernen Messsucherkamera aus dem Jahr 2014 ist sehr gut, lediglich ein winziger Kratzer soll neben dem Transporthebel vorhanden sein.
Der Schätzpreis für dieses Schmuckstück liegt bei 6.000 bis 7.000 Euro. Das Startgebot lautet 3.000 Euro.
Leica I Mod. A Luxus: Prunkstück in Gold
Das zweite Highlight neben der Leica MP2 Chrome ist definitiv die Leica I Mod. A Luxus. Bei diesem Modell handelt es sich um eine echte Zeitzeugin der Fotografie-Geschichte, denn diese Kamera ist heute bereits 91 Jahre alt. Von dieser Luxus-Ausführung der Leica I (A), liebevoll auch “Schraubleica” genannt, wurden zwischen 1929 und 1931 lediglich 95 Stück hergestellt. Die meisten davon wurden im Laufe der Zeit umgebaut, aufgerüstet oder gingen verloren, weshalb heute kaum noch Kameras im Originalzustand vorhanden sind. Die Leica I Mod. A Luxus gehört somit zu den größten Raritäten im Leica-Universum.
Ausgestattet ist die Leica I Mod. A Luxus mit einem vergoldeten Metallgehäuse, welches im Gegensatz zum Serienmodell nicht mit Vulcanit oder Kalbsleder, sondern mit edlem Eidechsenleder bezogen ist. Als Objektiv dient ein vierlinsiges Leitz Elmar 50mm mit einer Lichtstärke von 1:3.5, welches aufgrund seiner ausgezeichneten Schärfeleistung noch bis in die späten 50er Jahre als Standardobjektiv mit den “Schraubleica”-Modellen ausgeliefert wurde.
Bei der zum Verkauf stehenden Leica I Mod. A Luxus mit der Seriennummer 48402 handelt es sich um ein Exportmodell. Die Kamera wurde ursprünglich im Jahre 1930 als Lessalux nach New York verschifft. Der Zustand des glücklicherweise nie restaurierten Gehäuses wird vom Auktionshaus mit B+ angegeben. Gebrauchsspuren und Patina sind somit deutlich sichtbar, unterstreichen bei diesem Schmuckstück aber lediglich den Status einer Zeitzeugin über fast ein Jahrhundert Geschichte der Fotografie.
Der Schätzpreis für die Leica I Mod. A Luxus wird vom Auktionshaus mit 200.000 bis 250.000 Euro angeben. Das Startgebot beträgt 100.000 Euro.
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Teilnahmemöglichkeiten an der Leitz Photographica Auction
Wer persönlich an der 38. Leitz Photographica Auction teilnehmen möchte, kann versuchen, einen der begehrten Plätze in der Live-Veranstaltung am 12. Juni 2021 um 11 Uhr MEZ im Hotel Bristol in Wien zu ergattern. Die Anmeldung erfolgt per mail an info@leitz-auction.com.
Einfacher und anhand der begrenzten Plätze realistischer ist die Teilnahme online oder per Telefon. Nach vorhergehender Registrierung können Gebote live über die Website oder die Plattform Liveauctioneers.com abgegeben werden. Ebenso ist es möglich, bereits vor dem offiziellen Start der Auktion online oder auf schriftlichem Wege Vorabgebote abzugeben. Alle Infos hierzu findet ihr unter folgendem Link.
Wir wünschen allen Teilnehmer*innen viel Erfolg beim Bieten!